Im Gespräch mit REHACARE.de erzählt er von seiner Arbeit, weltweit engagierten Menschen und verrät seine Ratschläge für Nachwuchs-Aktivist*innen.
Herr Krauthausen, was macht für Sie einen Aktivisten aus?
Raul Krauthausen: Das ist gar nicht so einfach zu beantworten. Ich glaube, es geht dabei unter anderem um die Frage: Tust du etwas wegen des Geldes? Oder tust du etwas, weil du glaubst, dass die Veränderung nötig ist? Wenn Letzteres der Fall ist, bist du wahrscheinlich eher Aktivist*in als Geschäftsfrau oder -mann.
Worin sehen Sie persönlich Ihre Aufgaben als Aktivist?
Krauthausen: Im Prinzip am meisten darin, Öffentlichkeit zu schaffen für Themen, die sonst vor allem von nicht-behinderten Menschen geprägt werden. Das ist nämlich etwas, was mich im Moment am meisten nervt. Deswegen versuche ich – gemeinsam mit anderen – die Fahne aus der Perspektive der Betroffenen hochzuhalten.
Welche Erfahrungen haben Sie in den über zehn Jahren als Aktivist bereits gemacht?
Krauthausen: Das Positive ist, dass sich mit der Zeit herausstellt, dass ich durchaus kleinere Veränderungen erzeugen kann, wenn ich an einem Thema dranbleibe. In der Regel zwar keine Revolution, aber ich habe das Gefühl, ich werde ernster genommen als noch am Anfang.
Negative Erfahrungen gab es eigentlich nicht. Neider*innen und Kritik versuche ich natürlich ernst zu nehmen. Im Prinzip ist das Aktivist*innendasein viel Arbeit – auch mehr als viele glauben. Und es fällt mir nicht alles in den Schoß. Als Aktivist*in arbeitet man eigentlich immer.
Wie sehen Sie Deutschland und seine Inklusions-Aktivist*innen?
Krauthausen: Ich glaube, dass die Deutschen allgemein, egal ob mit oder ohne Behinderung, relativ protestfaul sind. Sie vertrauen ziemlich stark dem Sozialstaat beziehungsweise der Politik. Wenn einzelne Personen versuchen aufzubegehren, fehlen ihnen oft Verbündete.
Bei behinderten Menschen kommt außerdem hinzu, dass ihre Mobilisierbarkeit auch Grenzen hat. Man kann eben nicht einfach so hundert Menschen im Rollstuhl aus ganz Deutschland vor das Brandenburger Tor bringen, wenn es in jedem ICE nur zwei Rollstuhlplätze gibt. Der Aufwand zu reisen, ist für Menschen mit Behinderung generell schwieriger.