Herr Baldé, was bedeutet der Sport für Sie und was war bisher Ihr größter Erfolg?
Alhassane Baldé: Der Sport ermöglicht es mir, ein aktives, erfülltes und unabhängiges Leben zu führen. Durch den Sport habe ich die Welt bereist, habe schon früh andere Kulturen kennengelernt und Freundschaften geknüpft und damit meinen Horizont auf vielen verschiedenen Ebenen erweitert. Der Sport ermöglicht es mir, meinen Bewegungsdrang und meine Energie zu kanalisieren. Ich kann meinen Ehrgeiz füttern und ausleben, zeitgleich ist es aber auch echte Lebensfreude und gibt mir den Drive für den Alltag.
Mein größter Erfolg war sicherlich der Gewinn der Bronzemedaillen über die 1.500 und 5.000 Meter bei der WM in London im vergangenen Jahr. Allerdings waren die Teilnahmen an den Paralympics in Athen 2004, Peking 2008 und in Rio 2016 auch ein riesen Highlight.
Wie gehen Sie im Alltag mit Ihrer Behinderung um?
Baldé: Ich habe mich mit meiner Behinderung arrangiert und fühle mich nur noch ganz selten dadurch limitiert oder ausgegrenzt. Im Alltag werde ich allerdings schon das ein oder andere Mal daran erinnert, dass ich anders bin, wenn zum Beispiel Aufzüge nicht funktionieren oder öffentliche Gebäude nicht barrierefrei sind.
Sie sind in der Großkundenberatung West in Bonn als Fachkraft im Innendienst, Schnittstelle zwischen den Bedarf und Anliegen überregional agierender Großkonzerne und den örtlichen Arbeitsagenturen angestellt. Was raten Sie Menschen mit Behinderung, wenn es um Ausbildung und Arbeit geht?
Baldé: Zunächst einmal gibt es meines Erachtens keinen allgemeingültigen Rat. Ich finde es wichtig, dass Menschen mit Behinderung sich darüber bewusst sein müssen, was sie de facto leisten können. Das bedeutet: Sich nicht zu über-, aber auch nicht zu unterschätzen. Die Möglichkeiten sind dank des technischen Fortschritts heute vielfältig. Wenn man einen Traumberuf hat, sollte man sich nicht damit abfinden, dass es nicht geht – die Angebote der Beratungsstellen der Agenturen für Arbeit oder Jobcenter bieten mehr Unterstützungsmöglichkeiten, als man es sich vielleicht vorstellen kann.
Das Interview wurde geführt von Heike Börries.
Quelle: Regionaldirektion Nordrhein-Westfalen der Bundesagentur für Arbeit