01.03.2018
Als Aktivist sollte man Themen, Problemlagen, aber auch Lösungsvorschläge, die mit einer eigenen Betroffenheit zu tun haben, in das öffentliche Rampenlicht stellen. Dabei ist ein Aktivist ein Hybride aus Protestant, Selbstbetroffenem und politischem Vertreter. Gerade bei uns Menschen mit Behinderung ist es wichtig darauf zu achten, wen oder was man vertritt. Auf der einen Seite kann ich gar nicht legitim und seriös über Themen sprechen, bei denen ich keine eigene Diskriminierungserfahrung habe. Auf der anderen Seite gibt es viele Sub-Gruppen und -Kulturen in der Behindertenbewegung, die einen solidarischen Protest und ein Ins-Rampenlicht-Stellen verdienen und auch nötig haben. Da braucht es Fingerspitzengefühl.
Es ist meine Aufgabe, kreativen Protest zu zeigen und ihn immer wieder mit konstruktiven Hinweisen in die Politik und Gesellschaft einzubringen. Dabei gilt es Unwissende aufzuklären, Wissende aufzurütteln und Entscheidungsträger zum Handeln zu zwingen.
Derzeit liegen mir vor allem drei Bereiche sehr am Herzen: Persönlich arbeite ich gerade in Berlin im Gemeinsamen Bundesausschuss an der Verbesserung der Versorgungssituation von Menschen mit Behinderung während eines Krankenhausaufenthaltes. Dort ist mein Aktivismus also in einem sehr klaren, staatlichen, Prozess geregelt. Als zweites Thema liegt, auch mit dem neuen Koalitionsvertrag, der alte Streit um Barrierefreiheit in der Privatwirtschaft neu an. Hier werden wir uns Aktionen und Proteste überlegen müssen, um das Thema nicht zu einem reinen Prüfauftrag der Regierung verkommen zu lassen. Als dauerhafte Aufgabe sehe ich zudem die Überwindung von institutionalisierter Behindertenhilfe an.