"Üben, üben, üben", das hören Auszubildende oft, wenn sie am Beginn ihrer beruflichen Laufbahn stehen. Und auch bei der inklusiven Gestaltung der beruflichen Bildung gilt es, weiter zu üben und immer besser zu werden: Bildungsträger, die Sonderwege vermeiden, und Unternehmen, die Regelangebote inklusiv gestalten, können erfolgreich jungen Menschen eine Perspektive eröffnen und dringend benötigten Fachkräftenachwuchs ausbilden. Das gelingt vor allem dann besonders gut, wenn Ausbildung nicht als statisch, sondern als dynamisch-lernendes System verstanden wird.
Dafür gibt es Beispiele aus der Praxis, die belegen, wie inklusiv und anpassungsfähig berufliche Bildung praktiziert werden kann:
• Eine Werkstatt für behinderte Menschen in Oberschwaben öffnet ihre Qualifizierungsangebote für Außenstehende und kooperiert mit Unternehmen. Am Ende haben sich die Betriebe eine neue Zielgruppe für die Mitarbeiterrekrutierung erschlossen und die Absolventinnen und Absolventen besitzen ein anerkanntes Zertifikat.
• Junge Menschen in Brandenburg können mit professioneller Unterstützung ihre Lernschwierigkeiten überwinden und sind nun erfolgreiche Auszubildende im ersten Arbeitsmarkt.
• Ein Projekt in Hamburg hat mehr als 300 Schülerinnen und Schüler beim Übergang ins Arbeitsleben begleitet. Seit Anfang 2018 gehört das Konzept zum regulären Angebot für Jugendliche.
Der Praxisteil des BIBB-Sammelbandes zeigt, dass Teilhabe an Regelangeboten möglich ist. Es wird deutlich, dass eine differenzierte individuelle Förderung die Basis für Inklusion in der beruflichen Bildung ist. Ein Katalog mit Fragen zu Schlüsselthemen – wie individuelle Beratung und Begleitung, Ausgestaltungsprinzipien für Bildungsangebote und Institutionen, rechtlich-finanzielle Rahmenbedingungen oder inklusive Didaktik – gibt Anregungen für die weitere Entwicklung, denn: "Themen wie die Digitalisierung prägen zurzeit die öffentliche Diskussion. Dabei dürfen wir andere, wichtige Themen wie die Inklusion nicht aus den Augen verlieren", so BIBB-Präsident Esser.
Der Berichtsband zeigt ferner auf, dass die zunehmende Polarisierung in der Inklusionsdebatte durch nicht eindeutige Begrifflichkeiten und ein unterschiedliches Verständnis von Inklusion in den einzelnen Fachdisziplinen geprägt ist. Die Diskussion und Untersuchung dessen, was als normal gilt und welche Mechanismen der Ausgrenzung es gibt, sind daher ebenfalls Teil der BIBB-Publikation.
REHACARE.de; Quelle: Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB)