Es gibt diese Redewendung, wenn etwas so schön, überraschend oder auch erschreckend ist, dass es "einem die Sprache verschlägt". Aber was, wenn es wirklich so passiert? Diese Sprachlosigkeit, auch bekannt als Aphasie, taucht häufig nach einem Schlaganfall auf. Sie kann aber auch durch einen Unfall, etwa durch eine Kopfverletzung nach einem Sturz verursacht werden. Egal, welche Ursache die Aphasie hat, Betroffene müssen neu lernen, sich sprachlich zu verständigen und zu verstehen. Dabei tritt Aphasie in verschiedenen Arten auf: So kann es sich um bloße Wortfindungsstörungen handeln, also um eine leichte Sprachstörung oder um schwerwiegendere Probleme, was die eigene Artikulation von Gedanken angeht. Oft wissen Betroffene, was sie sagen wollen, bringen aber kaum vollständige Sätze heraus oder das Gesagte ist voll mit Wortverdrehern. Dabei ist ihr generelles Sprachverständnis aber weitestgehend nicht von der Störung betroffen. Es kann aber auch vorkommen, dass Betroffene ihren gesamten Wortschatz verlieren, worunter auch das Verstehen von Gesprochenem oder Texten leidet. Die Aphasie ist dabei aber keine geistige Störung, sondern nur auf Sprache, also das Verstehen, Lesen, Schreiben und Sprechen begrenzt.
Wie sich eine Aphasie anfühlt beziehungsweise wie es ist, mit einem Aphasiker zusammenzuarbeiten, hat Annette Schwindt in einem Blogbeitrag beschrieben. Selbiger erschien auch auf dem Blog des Autors Kai-Eric Fitzner, der nach einem Schlaganfall 2015 mit einer Broca-Aphasie lebt. Er kann noch nicht selbst wieder Blogbeiträge schreiben, dafür hat er seine "Blog-Stimme" Annette Schwindt. Die beiden tauschen sich in täglichen Skype-Sitzungen und vielen Besuchen aus. Für Fitzner sind die vielen Gespräche auch eine Art Therapie.
Der Wiedererwerb der Sprache ist ein langwieriger Prozess, er kann Monate oder aber Jahre dauern. Wichtig dabei wäre, dass Patient*innen ausreichend Sprachtherapie-Sitzungen erhalten. Laut der Leitlinie der Gesellschaft für Neurologie wären fünf bis zehn Stunden pro Woche angemessen, um von einer effektiven Therapie sprechen zu können. Die Realität sieht aber anders aus. Verordnet bekommen die Patient*innen meist nur eine Stunde pro Woche. Die immer knapper werdenden finanziellen und auch personellen Ressourcen im Gesundheitswesen kommen erschwerend hinzu. Während sich der Fachkräftemangel zuspitzt und die finanziellen Mittel immer weniger werden, steigt gleichzeitig die Zahl der Patient*innen, da gerade ältere Menschen ein höheres Risiko haben, einen Schlaganfall zu erleiden.
Allerdings sind nicht nur lange Wartelisten für die Logopädie ein Problem. Hinzu kommt die Qualität der Angebote. Meist wird nämlich analog mit Bildkarten und Übungsblättern gearbeitet. Die wenigen digitalen Angebote sind kaum auf die individuellen Bedürfnisse der Patient*innen abgestimmt. Dabei hätten Mobilgeräte und Apps für Sprachtherapeut*innen wie Betroffene enorme Vorzüge.