Im Interview mit REHACARE.de erzählen die Gründerinnen und Geschäftsführerinnen über ihr Social Buisness und wie sie dazu kamen.
Frau Riedler, Frau Gollner, was wollen Sie mit FullAccess erreichen?
Christina Riedler: Bei FullAccess ist der Slogan "Accessibility All Areas" Programm: "Accessibility All Areas" ist ein Wortspiel, das sich aus dem englischen Wort für Barrierefreiheit, also "Accessibility", und den seit jeher heiß begehrten "Access All Areas"-Pässen, die auf Tourneen an ausgewählte Personen vergeben werden, zusammensetzt. Damit soll einerseits eine Verbindung zwischen Politik und Wirtschaft hergestellt und andererseits der unbeschränkten Teilhabe an kulturellen Veranstaltungen Ausdruck verliehen werden.
Allein in Österreich haben rund 1,3 Millionen Menschen eine Behinderung, wie etwa eine Mobilitätseinschränkung, Sinnesbehinderung, chronische Erkrankung, psychische Beeinträchtigung oder Lernschwäche. 57,8 Prozent dieser heterogenen Gruppe gaben laut "Bericht der Bundesregierung über die Lage der Menschen mit Behinderungen in Österreich 2016" an, sich in der Freizeit aufgrund ihrer Behinderung benachteiligt zu fühlen.
Die Mission von FullAccess ist es, diese Lücke zu schließen. Unsere Vision ist es, FullAccess als erste Adresse im Freizeit-Bereich für Menschen mit den unterschiedlichsten Arten von Behinderungen zu etablieren. Wir sehen uns als Schnittstelle zwischen VeranstalterInnen und der "anspruchsvolleren" KundInnengruppe der Menschen mit Behinderung.
Eine Zusammenarbeit mit FullAccess ermöglicht es VeranstalterInnen, die Forderungen der UN-Behindertenrechtskonvention, wie im "Nationalen Aktionsplan Behinderung 2012–2020" festgesetzt, umzusetzen, um BesucherInnen mit Behinderungen ein barrierefreies Event-Erlebnis zu ermöglichen.
Aeon Tickets (Ein Ticketservice, der eebenfalls von beiden Unternehmerinnen ins Leben gerufen wurde; Anm. d. Red.), das erste Portal für barrierefreie Eintrittskarten, richtet sich explizit an Menschen mit Behinderung. Tickets können direkt von dieser zentralen Stelle gebucht werden. Zusätzlich zu einem kostenlosen oder preisreduzierten Ticket für eine Begleitperson, bietet Aeon Tickets auch umfassende Informationen zu den Gegebenheiten am Veranstaltungsort, wobei persönlicher Service für uns oberste Priorität hat.
Wie würde ein barrierefreier Konzertbesuch idealerweise aussehen?
Martina Gollner: Auf diese Frage gibt es keine allgemeingültige Antwort, die für alle Personen passt. Jede Art von Behinderung oder die Kombination von mehreren Behinderungen bringt andere Erfordernisse mit sich.
Ich zum Beispiel bin von Geburt an hochgradig sehbehindert. Tagsüber komme ich gut alleine zurecht, trotzdem habe ich auf unbekannten Wegen gerne eine Begleitperson dabei. Bei Zwielicht und Dunkelheit, blendenden Lichtern und einer großen Menschenmenge – wie auf einem Konzert – brauche ich unbedingt jemanden bei mir. Wenn ich niemanden habe, der oder die mich belgeiten möchte, ist die Chance sehr groß, dass ich verzichten muss!
Riedler: Aus unserem unternehmerischen Kontext gesprochen: Wir arbeiten mit den Veranstaltern/Veranstalterinnen und den Besuchern/Besucherinnen mit Behinderung zusammen. Was möglich ist und tatsächlich auf einer Veranstaltung angeboten werden kann, hängt von vielen unterschiedlichen Faktoren ab: das Bewusstsein des Veranstalters/der Veranstalterin für diese Thematik, die Kosten, die rechtlichen Rahmenbedingungen wie zum Beispiel Fluchtwege.