Auch Lars Jessen blickt zuversichtlich in die Zukunft, kritisiert aber gleichzeitig träge Prozesse und dass nicht dort angepackt werde, wo es wichtig sei. Als die Corona-Pandemie gerade neu auf uns zugekommen war, seien finanzielle und rechtliche Rahmenbedingungen schnell auf die Situation angepasst worden und digitale Lösungen wie etwa Online-Videokonsultationen konnten effizient bereitgestellt werden. Mittlerweile werde dies in großen Teilen aber wieder zurückgefahren statt weiter ausgebaut: "Wir haben eine große Chance auf Digitalisierung verpasst", fasst Jessen seine Bedenken zusammen.
Das sieht Dorota Matczak, Gründerin von PhiLabs – einem Anbieter digitaler Physio-Anwendungen für Kinder – genauso. Ihr gehen die Entwicklungen im Feld digitaler Reha- und Physio-Lösungen nicht schnell genug – es fehle der Mut, ins Unbekannte vorzutreten: "Über unserer Branche schwebt ein Geist des Traditionalismus. Wir müssen versuchen, mutiger zu sein in unseren Bemühungen uns weiterzuentwickeln. Es gibt nichts, wovor man sich fürchten müsste, und die Vorteile sind zahllos. Ich möchte andere in unserer Branche ermutigen, aus ihrer Komfortzone herauszutreten. Es gibt eine faszinierende Welt neuartiger Therapien, die darauf warten, entdeckt zu werden!"
Es bleibt also abzuwarten, wie sich digitale Physiotherapie- und Rehabilitationslösungen in den nächsten Jahren entwickeln werden. Sicher ist aber: Das Feld ist zwar immer noch in seinen Anfängen, aber mutige Pionier*innen sind schon dabei und werden weiterhin daran arbeiten, es zu revolutionieren und immer mehr Menschen mit unterschiedlichen Bedürfnissen zugänglich zu machen.