Herr Hückstädt, welche Merkmale muss ein Text in Leichter Sprache aufweisen?
Hauke Hückstädt: Es gibt Regeln und Vorschläge für eine einheitliche Umsetzung Leichter Sprache. Etwa vom Bundesministerium für Soziales. Für unser Betreiben für die Arbeit mit Schriftstellern wollten und mussten wir uns etwas lösen von den Vorgaben, wie sie etwa zur Erstellung eines Amtsblattes oder einer Homepage gelten sollen. Die sechs Autoren, mit denen wir jetzt arbeiten, trafen sich im Literaturhaus Frankfurt und erarbeiteten mit uns gemeinsam im Rahmen eines Workshops Regeln, an die sie sich in ihren Texten für "Frankfurt, deine Geschichte. Literatur in Einfacher Sprache" halten wollen. Das klingt dann in etwa so: "Unsere Texte beziehen sich auf Ereignisse, Orte, Personen oder Gegenstände aus der Frankfurter Geschichte." Und weiter: "In den Texten können wir auch erfinden." Aber: "Wir benutzen einfache Wörter." Und: "Wir schreiben einfache Sätze." Oder: "Wir vermeiden Zeitsprünge." Insgesamt sind es für unsere Unternehmung elf Regeln geworden.
Wie ist das Projekt entstanden?
Hückstädt: Das Hessische Ministerium für Soziales und die Stabstelle Inklusion der Stadt Frankfurt kamen auf uns zu. Nur mit der vagen Frage, ob man Einfache Sprache und Literatur nicht auf irgendeine Weise zusammenbringen könne. Schnell wussten wir, das ist ein großes Desiderat. Wir wussten, es gibt nahezu keine Texte, die von namhaften Autoren eigens in Einfacher Sprache verfasst sind. Und diesen Weg wollten wir gehen, eine Bresche freischlagen. Das wäre wirklich: Kultur für alle. Warum sollten sieben Millionen Menschen, die aus verschiedensten Gründen auf Einfache Sprache angewiesen sind, nicht auch aktuelle Texte von Alissa Walser, Kristof Magnusson, Nora Bossong, Olga Grjasnowa, Mirko Bonné oder Henning Ahrens lesen dürfen?