"Sichere Mobilität fängt schon beim richtigen Auswählen und Anpassen des Rollstuhls an"
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Nachgefragt bei Nicole Seifert, Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW)
"Sichere Mobilität fängt schon beim richtigen Auswählen und Anpassen des Rollstuhls an"
Ob Rollstuhl oder Rollator – ein kompetenter und sicherer Umgang mit der eigenen Mobilität ist das A und O für Menschen mit Behinderung. Doch nicht jeder fühlt sich mit seinem Hilfsmittel jeder Situation wirklich gewachsen. Deswegen sprach REHACARE.de mit Nicole Seifert von der Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW) über Wege zu mehr Vertrauen in sich selbst und andere.
Frau Seifert, Sie waren Botschafterin der Kampagne "sicher mobil". Worum ging es bei der Kampagne und inwiefern ist Sicherheit wichtig in Bezug auf Mobilität?
Nicole Seifert: "sicher mobil" war eine Präventionskampagne der Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW) und des Deutschen Rollstuhl-Sportverbandes (DRS). Sie sollte bei Menschen, die einen Rollstuhl nutzen, und in ihrem Umfeld das Bewusstsein für die sichere Mobilität mit dem Rollstuhl schärfen und das entsprechende Know-how erweitern. Dabei ging es zum einen um die Eigenmobilität und zum anderen um die Beförderung. Es gab unter anderem Seminare, Messeauftritte und politische Gespräche. Außerdem haben wir Informationsmaterialien zum Thema veröffentlicht. Das Finale der Kampagne fand auf der REHACARE 2012 statt.
Sicherheit ist in Bezug auf Mobilität für jeden Menschen wichtig – egal ob er auf den Beinen oder mit dem Rollstuhl unterwegs ist. Für Rollstuhlnutzerinnen und -nutzer spielen dabei aber ganz spezielle Aspekte eine Rolle. Sichere Mobilität fängt für sie schon beim richtigen Auswählen und Anpassen des Rollstuhls an. Weiter müssen sie mit dem Hilfsmittel richtig umgehen können und viel in ihre persönliche Fitness investieren. Wer bei Fahrten im Kleinbus in seinem Rollstuhl sitzen bleiben muss, trägt ein besonders hohes Unfallrisiko und sollte deshalb unbedingt mit einer DIN-konformen Rollstuhl- und Personensicherung geschützt werden.
Die Kampagne an sich ist zwar beendet, aber es werden weiterhin Seminare hierzu angeboten. An wen richten sie sich und was kann man dort konkret lernen?
Seifert: BGW und DRS haben gemeinsam "sicher mobil"-Seminare entwickelt, die sich an Beschäftigte in Reha-Einrichtungen und in der Behindertenhilfe sowie an Rollstuhlnutzerinnen und -nutzer selbst richten. Die Teilnehmenden erfahren, wie Menschen, die einen Rollstuhl nutzen, in ihrer Mobilität und Fitness gefördert werden können, um ihr Leben möglichst selbstständig zu gestalten.
Dabei geht es beispielsweise um die Hilfsmittelversorgung, um Techniken des Rollstuhlfahrens und um sportliche Aktivitäten. Weiteres Thema ist das gesundheitsbewusste Helfen – von kleinen Handreichungen bis zur Beförderung mit Kraftfahrzeugen. Mehr Informationen zu diesen als Inhouse-Trainings konzipierten Seminaren und zu anderen Angeboten rund um die sichere Mobilität von Menschen mit Behinderungen finden sich auf unserer Website.
Auf die Kampagne "sicher mobil" folgte ein Projekt mit dem Titel "Kompetent mobil". Was hat es damit auf sich?
Seifert: Sichere Mobilität ist nicht nur für Rollstuhlnutzerinnen und -nutzer eine besondere Herausforderung, sondern für alle Menschen mit Behinderungen – egal ob die Beeinträchtigungen körperlich, kognitiv, sensorisch oder psychisch sind. Viele Menschen sind auf die Förderung ihrer persönlichen, ganz individuellen Mobilitätskompetenz angewiesen. Darum geht es im Projekt "Kompetent mobil". Dort haben die BGW und der DRS gemeinsam mit dem Berufsförderungswerk Bad Wildbad und dem Josefsheim Bigge ein Trainingskonzept zum Thema erarbeitet.
Das Konzept "Kompetent mobil" beinhaltet im Kern konkrete Lerneinheiten zur sicheren Mobilität zu Fuß, mit dem Rollstuhl, dem Fahrrad oder dem Handbike, mit Bus und Bahn sowie mit dem Auto, dem Motorrad oder dem Fahrrad mit Hilfsmotor. Die verschiedenen Lerneinheiten sind in einem modular aufgebauten Handbuch dargestellt und können so von Fachkräften genutzt werden, die mit Menschen mit Mobilitätsbeeinträchtigungen arbeiten. Um den individuellen Förderbedarf einer Person zu ermitteln und passende Trainingsbausteine auszuwählen, wurde zudem ein mobilitätsbezogenes Assessment entwickelt. Zur Einführung in die Konzeption können die Einrichtungen für ihre Fachkräfte spezielle Schulungen buchen.
Was bedeutet für Sie Inklusion?
Seifert: Ohne große Planung aktiv am Leben teilhaben zu können.