So tickt Lisa Scheer!

Rennen, einfach nur losrennen: Das konnte Lisa Scheer vierzehn Jahre lang nicht, weil ihr Knie steif war. Vor etwa einem Jahr entschied sie sich dann zu einer Amputation des Beines. Wie diese Entscheidung und die Zeit davor sie und ihr Leben geprägt und verändert haben, erzählt sie auf REHACARE.de.

Was bringt Sie zum Lachen?

Lisa Scheer: All meine Vorstellungen und Wünsche auszuleben.

Was wollten Sie schon immer einmal machen und warum haben Sie sich bis jetzt noch nicht getraut?

Lisa Scheer: Rennen, nach 14 Jahren mit einem steifen Bein würde ich einfach gerne mal wieder laufen gehen. Das wird aber mit meiner Prothese noch einige Zeit dauern. Ansonsten alle möglichen Aktivitäten wie zum Beispiel Surfen lernen, klettern gehen, Schlittschuhfahren… Kommt alles noch mit der Zeit.

Welcher Mensch hat Sie bisher am meisten beeinflusst? Und warum?

Lisa Scheer: Ich mich selbst. Ich denke auch, jeder Mensch sollte sich selbst am meisten beeinflussen, denn: Wer sonst weiß besser, wie man tickt und was man will. Ansonsten natürlich meine Eltern. Meine Mutter war immer die Ruhige und Gelassene und mein Vater immer der Zielstrebige und ein Macher.

Sie haben die Chance Bundesbehindertenbeauftragte zu werden. Was wäre Ihre erste Amtshandlung?

Lisa Scheer: Für alle behinderten Menschen, die wirklich Probleme mit dem Autofahren und dem Parken haben, den Parkausweis erlauben. Den ganzen Bürokratiekram erleichtern, der den behinderten Menschen meistens schwerfällt und nur mehr Steine in den Weg legt… Leute beauftragen, die sich um Menschen kümmern, nachdem ihnen etwas widerfahren ist, wie eine Operation zum Beispiel. Jemand, der einen an die Hand nimmt und alle Tipps und Tricks beibringt.

Lisa Scheer: Mir liegt am Herzen, dass die Menschen toleranter werden, dass alle Menschen mit Behinderung sich nicht mehr verstecken müssen und sollten. Jeder ist wie er ist und jeder ist etwas Besonderes. Ich sehe meine Behinderung, den Krebs und alles, was ich durchmachen musste, heute als ein Geschenk. Denn nicht jeder Mensch hat das Glück, von seinem Schicksal so auf die Probe gestellt zu werden. Ich habe sehr viel gelernt und bin heute nur wegen den ganzen Strapazen, der Mensch, der ich heute bin. Ich wäre niemals so selbstsicher und selbstbewusst, hätten mich damals die Kinder in der Schule nicht gemobbt. Ich wäre heute niemals so stark und taff, hätte ich nicht schon so viel Leid und Schmerz ertragen müssen. Ich wäre heute niemals so reif und weltoffen, hätte ich nicht schon als Kind so früh erwachsen werden müssen.

Ich wäre gern einmal...

Lisa Scheer: ...bei den Paralympics dabei.

Auf welche Fragen wünschen Sie sich eine Antwort?

Lisa Scheer: Auf sehr viele Fragen, doch die meisten werden immer unbeantwortet bleiben und die restlichen Antworten, müssen wir uns alle im Leben selber suchen. Manche Fragen müssen und sollten auch nie beantwortet werden.

Was ich noch sagen wollte...

Lisa Scheer: Ich danke euch für dieses kurze Interview. Ich freue mich immer anderen Menschen helfen zu können, wenn mein Blog und meine Worte bei Menschen ankommen, die vielleicht genau danach gesucht haben. Ich hoffe die Welt wird immer toleranter und offener, genauso wünsche ich mir, dass alle Menschen mit Behinderung irgendwann verstehen und fühlen, wieso sie diejenigen sind, die diesen Leidensweg gehen müssen.