Herr Steffens, wie sind Sie ausgerechnet zum Judo gekommen?
Ludger Steffens: Ich habe bereits 1967, also in jungen Jahren, mit dem Judo angefangen und in den 80er Jahren zumindest schon meine Prüfungen zum Gelbgurt und später zum Grüngurt abgelegt. Nach meinem zweiten Schlaganfall 1999 bin ich dann zufällig im Internet auf einen Bericht über Judo für Menschen mit Behinderung gestoßen. Ich habe Kontakt aufgenommen und schon bald habe ich beim TSV Bayer Leverkusen wieder meine ersten Fallübungen, Würfe und Haltegriffe gemacht.
Für mich war es gut, dass ich so ganz langsam wieder in diesen Sport hineinkam und außerdem herausfinden konnte, was ich mit meiner Behinderung wirklich machen konnte und was nicht. Und heute weiß ich: Es gibt im Judo kaum etwas, was ich grundsätzlich nicht machen kann – ein paar Würfe, zum Beispiel Utsuri-goshi (Wechselhüftwurf), Ushiro-goshi (Hüftgegenwurf) und auch ein paar Techniken im Bodenkampf. Was ich außerdem herausgefunden habe, ist, dass ich mir fast alle Techniken selbst erarbeiten muss. Es gibt kaum etwas, was ich direkt vom Trainer, der eine Technik vor der Gruppe erklärt, übernehmen kann.
Trainieren Sie denn nach wie vor in dieser Gruppe, die sich speziell an Menschen mit Behinderung wendet?
Steffens: Nein, nachdem ich eine Weile mit ihnen trainiert hatte, habe ich mich irgendwann einer regulären Judogruppe angeschlossen. Der Gruppenleiter erklärte mir direkt, dass ich willkommen sei, er aber kein Sondertraining für mich machen könne. Also habe ich einfach selbst geschaut, was ich machen kann und was nicht. In diesem Verein, dem TSV Bayer Dormagen, bin ich dann auch mehrere Jahre geblieben. Ich habe wieder einen Judopass bekommen und konnte zum ersten Mal wieder eine Prüfung – zum zweiten Kyu – machen. Mensch, was war ich glücklich! Blauer Gurt! Und zwar der, den es für alle Judo-ka gibt, nicht eine Extralösung für behinderte Menschen. Und inzwischen habe ich sogar den ersten Dan!