Nachgefragt bei Volker Westermann, Koch und Moderator
"Küche und Kochen sind eine Brücke zur Inklusion"
Politischen Fragestellungen fehlt oft eine gewisse Würze, der etwas andere Herangang. Immer häufiger wird das auch dem Thema Inklusion nachgesagt. Nur wenige können sich aus den sperrigen Gedankengängen befreien. Fernsehkoch und Moderator Volker Westermann ist einer von ihnen. Mit REHACARE.de sprach er über Inklusion aus dem Kochtopf.
Herr Westermann, mit "Dinner for everyone" sind Sie sozusagen bekannt geworden. Wie kam es zu der Idee der Sendung?
Volker Westermann: Mein Mentor ist seit jeher Alfred Biolek. Nachdem ich vor vielen Jahren in der Redaktion seiner Sendung "Alfredissimo" hospitiert habe, kann ich ihn inzwischen seit etwa 25 Jahren zu meinen Freunden zählen. Jedenfalls habe ich während meiner Arbeit dort viel machen und lernen dürfen. 2008 entstand dann die Idee, ein neues Format auszuprobieren. Denn es ist doch so: Über und mit Menschen mit Behinderung gibt es in der Regel nur Dokumentationen, aber keine Unterhaltungssendungen. Schon gar nicht mit ihnen im Produktionsteam. Also haben wir uns mit "Dinner for everyone" für eine Kochsendung entschieden. In über 20 Sendungen haben jeweils ein prominenter Gast und ein Gast mit Behinderung zusammen mit mir ein leckeres Gericht gekocht.
Mit Ihrem neuen Projekt "inklusiv kochen" sind Sie inzwischen deutschlandweit unterwegs und kommen in Schulen oder an den Arbeitsplatz. Warum passen Inklusion und Kochen so gut zusammen?
Westermann: Die Arbeit im Studio war zwar interessant, aber ich wollte die Menschen direkt erreichen. Und dann kamen direkt zwei Anfragen parallel, ob ich mit dem Format nicht auch vor Ort vorbeikommen könnte. Da war die Idee geboren.
Inklusion ist leider immer noch ein sehr sperriges Thema. Mir fehlt da oft der spielerische Ansatz. Die Küche und das Kochen sind für mich eine Brücke zur Inklusion. Die Küche ist in vielen Wohnungen und vor allem auf Partys der zentrale Lebensmittelpunkt. Und auch Inklusion heißt gemeinsam in der Lebensmitte zu stehen. Das funktioniert beim Kochen wunderbar.
Sie werden auf der diesjährigen REHACARE an allen vier Messetagen im Themenpark "Menschen mit Behinderung und Beruf" vor Ort sein. Was genau erwartet die Besucher dort?
Westermann: Auch wenn es im Themenpark natürlich um Menschen im ersten Arbeitsmarkt gehen wird, werde ich dort mit verschiedenen Gästen kochen und mich mit ihnen unterhalten. Mit Menschen, die gerade etwas schnippeln oder rühren, kommt man viel leichter ins Gespräch. Sie öffnen sich und werden "echter".
Die Kochshows werden dreimal täglich stattfinden und jeweils etwa eine halbe Stunde dauern. Und ob Paprika-Schafskäse-Mousse, rheinischer Schlabberkappes oder Waffeln mit Beerenschaum – lecker wird es garantiert.
Was bedeutet für Sie Inklusion?
Westermann: Inklusion bedeutet für mich, dass Menschen aller Couleur vor allem harmonisch zusammen leben. Sie haben Spaß daran, so zu leben, und tun dies freiwillig, ohne dass es ihnen "von oben" auferlegt wurde. Inklusion ist, wenn es vom Kopf ins Herz geht.
Egal ob Prominenter, Experte oder Betroffener – in unserer Nachgefragt-Rubrik kommen sie alle zu Wort. Und sie haben eine Menge interessanter Dinge zu erzählen. REHACARE.de spricht mit ihnen über aktuelle Themen aus Politik, Freizeit und Lifestyle.