Senioren sind viel öfter Opfer als
Täter im Straßenverkehr; ©
panthermedia.net/Horst Weber
Ältere Verkehrsteilnehmer fahren nicht schlechter als Jüngere, sie fahren anders. Das sagen Wissenschaftler der Universität Bonn in einer fachübergreifenden Veröffentlichung mit dem Titel: „Ältere Verkehrsteilnehmer – Gefährdet oder gefährlich?“.
Der Titel ist Programm – das Autorenteam beleuchtet die Frage aus unterschiedlichen Perspektiven und bietet Lösungen für den Alltag älterer Menschen im Straßenverkehr an.
Junge Autofahrer fordern Führerscheinprüfungen im Alter, nach Berichten über zum Teil spektakuläre Unfälle mit Senioren. Ob dies berechtigte Forderungen sind, klärt eine Publikation des Zentrums für Evaluation (ZEM) der Universität Bonn. Psychologen, renommierte Altersforscher, Mediziner und Städteplaner fassen die Ergebnisse ihrer Forschungsarbeit in einem Fachbuch zusammen. Sie betrachten die Frage nach der Rolle von Senioren im Straßenverkehr frei von Vorurteilen und aus unterschiedlichen Perspektiven.
„Mobilität bedeutet besonders für Senioren ein hohes Maß an Lebensqualität“, sagt Doktor Kristina Kocherscheid. Die Psychologin betont, dass Senioren tatsächlich viel öfter Opfer als Täter im Straßenverkehr sind. Aus diesem Grund spricht sie sich gegen starre Altersüberprüfungen aus, da der Alterungsprozess immer individuell verläuft.
„Ohne Frage haben viele ältere Verkehrsteilnehmer altersbedingte Einbußen“, weiß die Expertin. Sie sehen schlechter, ihre Motorik lässt nach und verschiedene Medikamente führen zu Nebenwirkungen, die sich auf ihre Fahrtüchtigkeit auswirken können. „Trotz dieser Einschränkungen werden Ältere aber oft unterschätzt und entwickeln Strategien, um diese zu kompensieren“, sagt Kocherscheid. So fahren sie eher tags als nachts und meiden Fahrten bei schlechtem Wetter. „Sie sind sich im Klaren darüber, dass sie Schwächen haben und passen sich an“, sagen die Herausgeber der interdisziplinären Publikation.
Ziel der Autoren ist, die Mobilität und die Selbstständigkeit von Senioren so lange wie möglich zu erhalten. Aus diesem Grund befassen sie sich mit altersgerechter Städte- und Raumplanung. Barrierefreiheit und benutzerfreundliche öffentliche Verkehrsmittel spielen dabei eine zentrale Rolle. Die Experten sind sich einig, wie wichtig es ist, generationsübergreifende Konzepte und gleichzeitig Handlungsempfehlungen mit praktischen Tipps zu entwickeln. Dabei sollten Senioren selber in die Planung mit einbezogen werden, damit die Konzepte auch ihren Bedürfnissen und Wünschen gerecht werden.
REHACARE.de; Quelle: Friedrich Wilhelms-Universität Bonn