Ob und wie Assistenzroboter "Kate" Menschen mit körperlichen Einschränkungen im Haushalt helfen kann, wird die Forschungsgruppe herausfinden; © Julia Bleibler
Ein neues Forschungsprojekt an der Hochschule Ravensburg-Weingarten wird sich im Verlauf der nächsten drei Jahre um die Frage kümmern, wie Menschen mit körperlichem Handicap im täglichen Leben geholfen werden könnte. Die Lösung liegt im Einsatz von Assistenzrobotern, also Robotern, die Menschen im Haushalt unterstützen.
Menschen mit körperlichem Handicap haben es bei einfachen Alltagsdingen oft schwerer. So haben sie je nach Behinderung etwa Probleme, ein Buch aus dem Regal zu ziehen, den Tisch abzuräumen oder Kaffee zu kochen. Ein neues Forschungsprojekt an der Hochschule Ravensburg-Weingarten wird sich im Verlauf der nächsten drei Jahre um die Frage kümmern, wie diesen Menschen geholfen werden könnte. Die Lösung liegt im Einsatz von Assistenzrobotern, also Robotern, die Menschen im Haushalt unterstützen.
350.000 Euro ist der Baden-Württemberg Stiftung dieses Projekt wert. Und dies überrascht nicht. Denn als Folge des demographischen Wandels wächst in Deutschland die Zahl der Menschen mit körperlichen Behinderungen kontinuierlich. Gleichzeitig nimmt die Zahl der Pflegekräfte stark ab. Vor diesem Hintergrund soll untersucht werden, ob der Einsatz von mobilen Assistenzrobotern in der Wohnung von Menschen mit körperlicher Behinderung sinnvoll ist.
„Hierbei stellt sich die Frage“, so Wolfgang Ertel, Professor im Studiengang Angewandte Informatik und Projektsprecher, „welche Arten von Dienstleistungen körperlich behinderte Menschen überhaupt von einem Roboter erwarten.“ An diese Frage schließe sich sofort die nächste an: „Sind solche intelligenten Roboter heute oder in naher Zukunft überhaupt verfügbar.“ Dass die künstlichen Helfer preiswert oder zumindest finanzierbar sein sollten, spielt ebenfalls eine wichtige Rolle. Ziel ist es, dass Menschen mit körperlichem Handicap möglichst lange selbstständig in der eigenen Wohnung leben können.
An der Hochschule Ravensburg-Weingarten werden die technischen Fragen am Institut für Künstliche Intelligenz (IKI) von Professor Ertel untersucht. Neu ist der interdisziplinäre Ansatz, zu dem sich Informatik- und Pflegeexperten zusammen gefunden haben. Die sozialwissenschaftliche Begleitung und Analyse dieser Arbeiten erfolgt durch die Arbeitsgruppe von Maik H.-J. Winter, Pflegewissenschaftler und Dekan der Fakultät Soziale Arbeit, Gesundheit und Pflege. Neben Machbarkeit und Nutzbarkeit geht es damit auch um die Akzeptanz autonomer Roboter.
„Mehrere Studien“, erklärt Winter, „belegen eine durchaus vorhandene Nutzungsbereitschaft neuer Technologien auch im Alter, insbesondere dann, wenn sie darauf abzielen, körperliche Einschränkungen zu kompensieren, die Mobilität sowie das Sicherheitsgefühl zu erhöhen oder die Kommunikation zu vereinfachen.“
Im Forschungsboot ist auch Harald Rau, Vorstandsvorsitzender der Zieglerschen. In den Wilhelmsdorfer Einrichtungen des diakonischen Unternehmens werden die Wissenschaftler aus Weingarten den möglichen Einsatz von Assistenzrobotern mit Hilfe eines Prototyps untersuchen. Dabei geht es beispielsweise auch darum, wie die Betroffenen mit dem Roboter kommunizieren möchten und können. Möglich ist eine Kommunikation über Sprache, einen Tablet-PC oder durch Gesten. „Die vorhandenen Mensch-Roboter-Schnittstellen“, meint Wolfgang Ertel, „befinden sich auf einem technisch sehr hohen Niveau. Jedoch fehlt es gerade im Bereich der Mensch-Roboter-Interaktion noch an praktischen Studien, die die Anwendbarkeit und den daraus resultierenden Nutzen evaluieren.“ Diese Fragen sollen im Rahmen des neuen Forschungsprojekts konkret vor Ort beantwortet werden.
REHACARE.de; Quelle: Hochschule Ravensburg-Weingarten