Sonnenlicht fördert Krankheitsprozesse
auf der Netzhaut; © panthermedia.net/
Scott Griessel
Neue Untersuchungen zeigen, dass Sonnenlicht Krankheitsprozesse auf der Netzhaut fördert, die zur altersbedingten Makuladegeneration (AMD) führen. AMD ist eine der häufigsten Ursachen für Erblindung in den Industrienationen.
Die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG) bekräftigt deshalb den Rat, die Augen an sonnigen Tagen mit einer Sonnenbrille zu schützen. Setzten Menschen ihre Augen ungeschützt der Sonne aus, riskierten sie nicht nur eine Trübung der Augenlinse, sondern möglicherweise auch AMD.
Nach dem grauem Star und dem Glaukom ist AMD die dritthäufigste Ursache für Sehbehinderungen. Betroffen ist auf der Netzhaut, der Retina, die Zone des schärfsten Sehens, genannt Makula. Dies führt dazu, dass viele Betroffene Details zunehmend schlechter erkennen. Kennzeichnend für die Krankheit sind Schäden in einer Zellschicht der Netzhaut, dem retinalen Pigmentepithel. Bei der feuchten AMD wachsen Blutgefäße in die Netzhaut ein und schädigen die Funktion der Sehzellen. Vom Sehfeld bleibt mitunter nur noch ein Rest an dessen äußerem Rand. Als Folge dessen kann es auch bis zur Erblindung im Sinne des Gesetzes kommen.
Mit seinen Kollegen von der Augenklinik der Ludwig-Maximilians-Universität München untersucht Marcus Kernt den Einfluss von Sonnenlicht auf die Netzhaut unter Laborbedingungen. Hierfür bestrahlt er retinale Pigmentepithelzellen mit weißem Licht. Im Rahmen der Studienbedingungen kam es schon nach 60 Minuten zum deutlich vermehrten Zelluntergang. „Die durch Licht induzierten Veränderungen sind mit denen, die nach der Behandlung mit Wasserstoffperoxid auftreten, vergleichbar”, erläutert der Forscher. Wasserstoffperoxid ist ein starkes Oxidationsmittel, durch das sogenannte freie Sauerstoffradikale freigesetzt werden. Sie können die Zellen irreparabel schädigen. „Durch diese Vorgänge kommt es zum programmierten Zelltod, der Apoptose”, sagt Kernt. Grund hierfür ist eine vermehrte Bildung des BAX-Proteins, das nachweislich zum programmierten Zelltod führt. Die Konzentration des Proteins Bcl-2, das die Apoptose verhindert, sinkt dagegen. Die Experimente von Kernt und seinem Team zeigen, dass Licht die gleichen Schäden auslöst.
Ob und wie sich diese Prozesse medikamentös stoppen lassen, wird derzeit noch eingehend erforscht. Doch auch ohne Medikamente gibt es Möglichkeiten, einer AMD gezielt vorzubeugen. Rauchen und Bluthochdruck sind wichtige Risikofaktoren, die es zu vermeiden gilt. Hilfreich ist gesunde Ernährung. Bei einigen Formen der AMD rät die DOG auch zur vorbeugenden Behandlung mit antioxidativen Vitaminen.
REHACARE.de; Quelle: Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft