Musik hilft dabei, das Hören und
Sprechen wieder mit Emotionen zu
verbinden; © Serhiy Kobyakov/
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Am Viktor-Dulger-Forschungsinstitut im Deutschen Zentrum für Musiktherapieforschung beginnt jetzt eine Studie für Cochlea-Implantatträger. Die Studie wird in enger Kooperation mit der HNO- Uniklinik Heidelberg durchgeführt.
Ziel ist die Entwicklung eines musiktherapeutischen Förderprogramms zum Erlernen von Sprechen und Hören für postlingual ertaubte CI-Träger, also nach normalem Spracherwerb erworbene Schwerhörigkeit oder Taubheit.
Eine Behandlungsmöglichkeit stellen Hörschnecken-Prothesen, so genannte Cochlea-Implantate (CI) dar. Ein Cochlea-Implantat ist eine elektronische Innenohrprothese, die Menschen mit Schädigungen des Innenohres ein neues Hören ermöglicht. Das CI übernimmt die ausgefallenen Funktionen des Innenohres. Es leitet elektrische Reize direkt an den Hörnerv und überbrückt somit die Störung bzw. die Unterbrechung der Weiterleitung.
Nach Abschluss der medizinischen Erstanpassung müssen die Betroffenen das Sprechen und Hören nahezu völlig neu erlernen, da sich das Hören mit dem Cochlea-Implantat deutlich vom normalen Hören unterscheidet. Hörtraining und Sprachtherapie helfen den Patienten, die neuen, ungewohnten Höreindrücke richtig zuzuordnen. Doch auch wenn ein gutes Sprachverstehen eintritt, bleiben für viele Patienten oft die Lebensqualität erheblich beeinträchtigende Defizite: Große Schwierigkeiten bereiten vor allem das Hören und Verstehen von Musik und der emotionale Sprachausdruck.
Ziel der Heidelberger Studie ist es daher, in Ergänzung zu den bereits bestehenden therapeutischen Hilfen, wie zum Beispiel Logopädie, das Hören und Sprechen wieder für die persönliche Emotionalität zu erschließen. Das heißt den Weg von der „Computerstimme“ und dem „Frequenzhören“ hin zum spontan-emotionalen Hören und Sprechen zu eröffnen.
Den therapeutischen Ausgangspunkt hierzu bildet der in der Musiktherapie eingesetzte so genannte „frühe“, vorsprachliche Dialog. Kleinkinder erlernen spielerisch in der Interaktion mit ihren Eltern die Grundlage für die spätere verbale Kommunikation. Über musiktherapeutische Übungen können auch CI-Träger spielerisch ihre Fähigkeiten, Musik und Sprache zu hören und zu verstehen, trainieren. Die Patienten lernen, ihre Stimme als vollwertiges Instrument persönlicher und emotionaler Ausdrucksmöglichkeit zu etablieren. Weiterhin sollen sie erlernen, Musik nicht mehr als „lärmend“, sondern (wieder) als schön und ästhetisch zu erleben.
An der Studie teilnehmen können zunächst 30 postlingual ertaubte CI- Träger. Also Menschen, die eine erworbene Schwerhörigkeit oder Taubheit haben, jedoch vor der Erkrankung normal Hören und Sprechen konnten und deren medizinische Erstanpassung an der Heidelberger HNO-Uniklinik mit Cochlea-Implantat oder vergleichbarem Hörgerät abgeschlossen ist.
Das musiktherapeutische Angebot umfasst drei Therapie-Blöcke mit einer Dauer von je zwei Tagen. Neben Gruppenangeboten werden auch individuelle Einzelsitzungen angeboten, um auf die jeweiligen Bedürfnisse der Teilnehmer eingehen zu können.
REHACARE.de; Quelle: Deutsches Zentrum für Musiktherapieforschung (Viktor Dulger Institut) DZM e.V.