01.10.2012
Roboter, die Senioren im Alltag helfen, sind kein Science-Fiction-Szenario mehr. Auf der Messe REHACARE (10. bis 13. Oktober in Düsseldorf) können Besucher den Prototypen ALIAS (Adaptable Ambient Living Assistant) kennenlernen. Er soll ältere Menschen unterstützen, eigenständig zu Hause zu leben und ihre sozialen Kontakte aufrecht zu erhalten. Die Technische Universität München (TUM) mit dem Exzellenzcluster CoTeSys, das Fraunhofer-Institut für Digitale Medientechnologie IDMT und die MetraLabs GmbH präsentieren den Roboter gemeinsam im Themenpark Assistenzrobotik in Halle 3 an Stand G70/B.
Neben Spielen, Unterhaltung und Videotelefonie bietet der sprachgesteuerte Roboter einen Erinnerungsassistenten und die Möglichkeit, in kritischen Situationen einen Notruf abzusetzen. Der anderthalb Meter große, kegelförmige Roboter mit den rollenden Augen ist mit einem berührungsempfindlichen Bildschirm ausgestattet. Bedient werden kann ALIAS über ein einfaches Bildschirm-Menü oder über Sprachbefehle. So genügt beispielsweise die Aufforderung „Rufe meine Tochter an!“, damit ALIAS eine Verbindung über Skype herstellt. Auch ein Notruf kann über ALIAS abgesetzt werden. Der Roboter stellt die Telefonverbindung zu einer Notrufzentrale her und ermöglicht es dem Pflegepersonal, ihn in der Wohnung fernzusteuern, um über das Kamerasystem nachzusehen, wo und in welchem Zustand sich der Nutzer befindet. In Zukunft soll der Roboter zusätzlich über eine akustische Ereigniserkennung Hilferufe, Wimmern oder Stürze erkennen und in kritischen Situationen automatisch eine Verbindung zum Pflegedienstleister herstellen.
In die Entwicklung von ALIAS wurden von Anfang an ältere Menschen, Angehörige und Pflegedienstleister einbezogen. Denn neben der technischen Machbarkeit tritt immer mehr die Frage in den Vordergrund, für welche Aufgaben ein Roboter geeignet ist und wie er sich verhalten muss, damit ältere Menschen ihn akzeptieren.
„Ältere Menschen haben ganz unterschiedliche Lebensstile, Sicherheitsbedürfnisse und Wünsche – da unterscheiden sie sich nicht von jüngeren Bevölkerungsgruppen. Die Bedürfnisse können sich aber im Lauf der Zeit ändern. Deshalb ist es wichtig, dass ALIAS sich zum Beispiel an nachlassende Fähigkeiten seiner Nutzer anpassen kann“, erklärt Prof. Frank Wallhoff, Koordinator des Projekts.
Zurzeit arbeiten die Wissenschaftler daran, einen Erinnerungsassistenten in den Roboter zu integrieren, der den Nutzer bei Bedarf darin unterstützt, seine Termine wahrzunehmen und ihn an die Einnahme von Medikamenten oder beispielsweise den Geburtstag eines Freundes erinnert. Für Schlaganfallpatienten oder Menschen, die an einem Locked-In Syndrom leiden und die zum Sprechen nötige Muskulatur nicht bewegen können, wird für ALIAS ein sogenanntes Brain-Computer-Interface (BCI) entwickelt. Damit werden über Spannungsschwankungen an der Kopfoberfläche Hirnaktivitäten registriert und so Gedanken in Steuersignale umgewandelt.
ALIAS wurde im Rahmen eines EU-Projekts von einem interdisziplinären Konsortium aus Forschungseinrichtungen, Unternehmen und Endnutzer-Organisationen entwickelt. 2013 wird das dreijährige Forschungsprojekt abgeschlossen.
Die Wissenschaftler rechnen damit, dass der Roboter in zwei bis drei Jahren Marktreife erlangt und in Privathaushalten und Pflegeeinrichtungen eingesetzt werden kann. Die Entwicklung von ALIAS wird im Rahmen des transnationalen Förderprogramms Ambient Assisted Living Joint Programme (AAL-JP) vom deutschen Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), der staatlichen Agentur zur Finanzierung von Forschungsprojekten in Frankreich (ANR) und dem österreichischen Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie (BMVIT) gefördert. Beteiligt sind als Koordinator die Technische Universität München mit dem Exzellenzcluster Cognition for Technical Systems (CoTeSys), als weitere Forschungseinrichtungen Eurecom, die Technische Universität Ilmenau und die Projektgruppe Hör-, Sprach- und Audiotechnologie des Fraunhofer-Instituts für Digitale Medientechnologie IDMT, die Unternehmen Cognesys, Guger Technologies, MetraLabs und Youse sowie die Endnutzer-Organisation PME Familienservice.
Mehr Informationen:
CoTeSys/TU München
Straße: Barer Str. 21
PLZ/Ort: 80290 München
Land: Deutschland
Telefon: 089-289-25765
Halle/Standnummer: 3G70/B