Epileptikerinnen müssen vor und während der
Schwangerschaft einiges beachten;
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Epilepsie ist eine der häufigsten Erkrankungen des zentralen Nervensystems, etwa 800 000 Menschen in Deutschland leiden darunter. Bei Frauen greift die neurologische Störung auch in den Hormonhaushalt ein – sie sind daher weniger fruchtbar als gesunde Frauen.
Vor allem aber können Epilepsie-Medikamente den Stoffwechsel von Mutter und ungeborenem Kind beeinflussen. Worauf Epileptikerinnen mit Kinderwunsch achten sollten, um das Risiko von Fehlbildungen zu mindern, erklärt Soheyl Noachtar, Experte der Deutschen Gesellschaft für Klinische Neurophysiologie und funktionelle Bildgebung (DGKN).
Heftige epileptische Krampfanfälle können während der Schwangerschaft das Kindeswohl gefährden. Umso wichtiger ist es, die Anfälle bei werdenden Müttern durch die Behandlung mit speziellen Medikamente zu verhindern. Allerdings können Epilepsiemedikamente dem ungeborenen Leben auch schaden: Neugeborene können ein geringeres Geburtsgewicht haben und das Risiko für Fehlbildungen verdoppelt sich im Vergleich zu Kindern gesunder Mütter.
Nahmen die Mütter das Antiepileptikum Valproinsäure, so hatte ihr Kind im Alter von drei Jahren einen um neun Punkte niedrigeren IQ als Kinder, die dem nicht ausgesetzt waren. „Vorsichtsmaßnahmen vor und während der Schwangerschaft können diese Risiken minimieren“, betont Herr Noachtar. Er erklärt, wie Epilepsiepatientinnen bei einer geplanten Schwangerschaft auf Nummer sicher gehen können.
Manche Epilepsiemedikamente beeinträchtigen die Wirksamkeit der Anti-Baby-Pille. So steigt die Zahl der ungewollten Schwangerschaften bei Epilepsiepatientinnen, die mit der Pille verhüten, auf das Doppelte. „Auch hormonhaltige Vaginalringe oder Hormonpflaster wirken nicht zuverlässig “, berichtet Noachtar. Unproblematisch hingegen seien Kupferspiralen, weil sie nicht mit den Medikamenten wechselwirken. Einige Epilepsiepräparate nehmen keinen Einfluss auf orale Verhütungsmittel. „Epilepsiepatientinnen mit Kinderwunsch sollten ihren Arzt ansprechen, ob sie die Medikation umstellen können“, rät der Noachtar.
Vor einer Schwangerschaft sollten Epilepsiepatientinnen täglich fünf Milligramm Folsäure einnehmen, um Neuralrohrdefekte wie einen offenen Rücken beim Kind zu verhindern. „Wir empfehlen, diese Einnahme während des gesamten ersten Schwangerschaftsdrittels beizubehalten“, so Noachtar.
Vor allem die Kombination von zwei oder mehr Antiepileptika erhöht das Risiko einer Fehlbildung. Ärzte sollten werdende Mütter daher auf die niedrigste wirksame Dosis möglichst nur eines Medikaments einstellen. „Dafür ist es wichtig, frühzeitig den Medikamentenspiegel zu bestimmen“, erklärt der DGKN-Experte. Entscheidend ist, bei Kinderwunsch rechtzeitig auf geeignete Medikamente umzustellen. Eine Valproinsäure-Therapie sollte, wenn möglich, vermieden werden.
Zur Entbindung sucht die werdende Mutter am besten ein Krankenhaus mit Kliniken für Geburtshilfe, Neurologie und Kinderheilkunde auf. „Von einer Hausgeburt raten wir ab“, sagt Noachtar. Gegen eine natürliche Entbindung ist nichts einzuwenden. Jedoch empfehlen Experten der DGKN bei häufig auftretenden heftigen Anfällen zu einem Kaiserschnitt.
REHACARE.de; Quelle: Deutsche Gesellschaft für Klinische Neurophysiologie und funktionelle Bildgebung (DGKN)