Für viele Teilnehmer ein Highlight: der Blick in ein modernes Chemieunternehmen; © Horst Fechner
21 Menschen mit unterschiedlichsten Behinderungen folgten der Einladung zu einem Bewerbertraining, das von der gemeinnützigen Stiftung MyHandicap und dem Chemieunternehmen Dow veranstaltet wurde.
In dem Kompaktseminar, das im Dow-Werk Schkopau stattfand, lernten die Teilnehmer, eine professionelle und individuelle Bewerbung zu erstellen und sich optimal auf das Gespräch mit dem potenziellen Arbeitgeber vorzubereiten.
Qualifikation entscheidet bei der Einstellung
„Die Integration von Menschen mit Behinderung ist eine wichtige gesellschaftliche Aufgabe. Durch das Bewerbungstraining wollen wir Betroffenen helfen, Ängste abzubauen und sich dem potenziellen Arbeitgeber mit allen individuellen Stärken selbstbewusst zu präsentieren“, sagt Robert Freumuth, Geschäftsführer von MyHandicap.
Als internationales Chemieunternehmen setzt Dow auf Chancengleichheit und eine vielschichtige Mitarbeiterstruktur: „Ein Unternehmen lebt durch die Vielfalt seiner Mitarbeiter, ihre Erfahrungen, Kreativität und Kompetenzen“, so Ruth Kretschmer, Personalleiterin bei Dow.
Intensive Diskussion: Behinderung in Bewerbung erwähnen?
In einem theoretischen Teil lernten die Teilnehmer zunächst, was es bei der Erstellung einer Bewerbung zu beachten gibt und wie sie ihre Chancen auf ein persönliches Gespräch durch eine professionelle und individuelle Selbstpräsentation steigern können. Eine besonders intensive Diskussion ergab sich bei der Frage, ob man eine Behinderung bereits im Lebenslauf oder Anschreiben erwähnen soll. Das Ergebnis: nein.
„Für uns stehen die Fähigkeiten eines Bewerbers im Vordergrund. Wenn uns diese überzeugen, laden wir zu einem Gespräch ein“, bestätigte Personalreferentin Astrid Haase. Allerdings sollten die Behinderung und eventuelle Hilfsmittel vor einem Vorstellungsgespräch den Personalverantwortlichen mitgeteilt werden.
"Stärken und Fähigkeiten besser zur Geltung bringen"
Um Unsicherheiten abzubauen und ein Gefühl für die Gesprächssituation zu entwickeln, hatten die Teilnehmer die Gelegenheit, das Gelernte in simulierten Bewerbungsgesprächen anzuwenden und eine direkte Rückmeldung zu ihrem Kommunikationsverhalten zu bekommen. Dabei betraten auch erfahrene Dow-Mitarbeiter Neuland. Ein Auswahlgespräch mit einem Gegenüber im Rollstuhl war für viele eine neue Erfahrung, genauso wie die aktive Selbstvermarktung für manchen Teilnehmer.
Die Teilnehmer freuten sich über die gemeinsame Initiative von Dow und MyHandicap. „Es war ein perfekter Tag. Ich habe viel gelernt und habe jetzt mehr Mut, meine Stärken und Fähigkeiten besser zur Geltung zu bringen“, sagte ein Teilnehmer.
Auch der Blick in ein modernes Chemieunternehmen war für viele ein Highlight. Bei den Dow-Mitarbeitern hinterließ der Tag große Anerkennung für die Leistungen der Teilnehmer sowie ein verbessertes Gespür im Umgang mit unterschiedlichen Menschen.