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Genmutation führt zum Verlust zweier Sinne

Foto: Hand mit Ohr 

Wer gut hört, kann auch gut tasten. Wer aber schlecht hört, hat auch einen schlechteren Tastsinn. Wie das zusammenhängt, haben jetzt Henning Frenzel und Gary R. Lewin vom Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC) entdeckt.

Sie konnten zeigen, dass beide Sinne eine gemeinsame genetische Basis haben. In Patienten mit Usher-Syndrom, einer erblichen Form der Schwerhörigkeit mit Sehbehinderung, entdeckten sie eine Genmutation, die ursächlich auch für den schlechteren Tastsinn der Betroffenen ist. Der Untersuchung waren verschiedene Studien, unter anderem mit ein- und zweieiigen gesunden Zwillingen vorausgegangen. Insgesamt hatten die Forscher 518 Freiwillige untersucht.

Hören und Tasten sind bei allen Wirbeltieren und damit auch beim Menschen zwei unterschiedliche Sinnessysteme. Bei beiden werden aber mechanische Reize in elektrische Signale umgewandelt. Beim Hören lösen die Schallwellen Schwingungen aus, die im Innenohr die Haarzellen verbiegen, die den mechanischen Reiz in elektrische Signale umsetzen. Sie gelangen über den Hörnerv in das Gehirn. Beim Tasten geschieht Ähnliches: Der mechanische Reiz – das Gleiten mit den Fingern über eine raue oder glatte Oberfläche, das Wahrnehmen von Vibrationen – wird über Sensoren in der Haut aufgenommen und in einen elektrischen Reiz übertragen und an das Gehirn weitergeleitet.

In den vergangenen Jahren sind beim Menschen rund 70 Gene identifiziert worden, die Schwerhörigkeit (Taubheit) auslösen, wenn sie mutiert sind.

„Seltsamerweise sind bisher keine Gene gefunden worden, die den Tastsinn beeinflussen“, sagte Lewin. Um zu sehen, ob es beim Tastsinn auch eine vererbbare Komponente gibt, untersuchten die Forscher zunächst 100 Zwillingspaare - 66 eineiige Zwillingspaare und 34 zweieiige Zwillingspaare. Eineiige Zwillinge sind genetisch völlig identisch, zweieiige Zwillinge haben eine 50 prozentige genetische Übereinstimmung.

Die Tests zeigten, dass die unterschiedlichen Tastfähigkeiten der Probanden zu mehr als 50 Prozent durch Gene bestimmt wird. Weiter zeigten die Hör- und Tast-Tests, dass eine Verbindung zwischen Hörsinn und Tastsinn besteht.

REHACARE.de; Quelle: Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC)


- Mehr über Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC): www.mdc-berlin.de