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Japan: Roboter für die Pflege auf dem Vormarsch

Foto: Cybergyne Roboteranzug 

Japan – eine rapide alternde Gesellschaft: Ein extrem hoher Anteil älterer Menschen bringt natürlich auch für den Pflegebereich enorme Herausforderungen mit sich. Es wird sich die Zahl der pflegebedürftigen Menschen stark erhöhen – und gleichzeitig stehen immer weniger Pflegekräfte bereit, diese Aufgaben zu übernehmen. Als eine mögliche Lösung wird in Japan die Robotertechnik gesehen.

Eine der großen Herausforderungen für Japan ist die rapide alternde Gesellschaft. Im Jahr 2000 betrug die Lebenserwartung für Frauen 85 Jahre und für Männer 78 Jahre und wird sich – nicht zuletzt aufgrund des medizinischen und technischen Fortschritts – auf 89 Jahre für Frauen und 81 Jahre für Männer erhöhen. Laut Angaben des National Institute of Population and Social Security Research wird die die Zahl der Menschen über 65 Jahre auf ca. 30 Millionen im nächsten Jahr und über 34 Millionen im Jahr 2018 ansteigen. Da gleichzeitig die Gesamtbevölkerung abnimmt, steigt also der Anteil alter Menschen an der Bevölkerung überproportional schnell. Während er 2005 noch rund 20% betrug, wird sich diese Zahl auf 26,3 Prozent im Jahr 2015 und etwa 39 Prozent im Jahr 2050 erhöhen.

Ein so hoher Anteil älterer Menschen bringt natürlich auch für den Pflegebereich enorme Herausforderungen mit sich. Es wird sich die Zahl der pflegebedürftigen Menschen stark erhöhen – und gleichzeitig stehen immer weniger Pflegekräfte bereit, diese Aufgaben zu übernehmen. Da die Anstellung ausländischer Pflegekräfte aufgrund politischer Widerstände nicht zu erwarten ist, befindet sich Japan de facto in einem Dilemma.

Roboter in der Pflege

Als eine mögliche Lösung wird die Robotertechnik gesehen – ein Bereich, der ohnehin zu Nippons Stärken zählt. Seit mehr als 30 Jahren ist Japan führend bei Industrierobotern: mehr als die Hälfte aller Industrieroboter weltweit sind in japanischen Fabriken eingesetzt. Jetzt strebt das Land an, eine ähnliche Stellung auch bei Robotern im Pflege- und Haushaltsbereich zu erreichen. Dafür haben das Industrieministerium METI und das Ministerium für Gesundheit und Wohlfahrt MLHW zahlreiche Förderprogramme initiiert und finanziert, und es haben sich Unternehmen aus den unterschiedlichsten Branchen beteiligt. Die Spanne reicht von den Top-Playern der Elektronik wie Sony und Panasonic, der Automobilindustrie (Toyota und Honda) bis hin zu kleinen Spin-offs von Forschungseinrichtungen und Neugründungen. Die Produkte wurden anfangs belächelt – und stehen oft genug jetzt vor der Markteinführung oder werden sogar schon angewandt. Die Roboter-Robbe „Paro“ beispielsweise wurde am National Institute of Advanced Industrial Science and Technology entwickelt und wird mittlerweile in Pflegeheimen in Europa und den USA für Therapien genutzt.

Eines der innovativsten Unternehmen im Bereich Pflegeroboter ist die Cyberdyne Inc., eine Ausgründung aus der renommierten Tsukuba-Universität. Unter der Führung von Yoshiyuki SANKAI hat das Unternehmen mehrfach prämierte Produkte für Rehabilitation und Unterstützung bei der Pflege entwickelt. Cyberdyne hat sich entschlossen, zur Erweiterung der Aktivitäten in Europa auf der REHACARE 2011 den Robot Suit HAL (Hybrid Assistive Limb)® vorzustellen. Bei diesem Produkt handelt es sich um ein „Exoskelett“, d.h. einem Anzug, der dem Körper von außen eine zusätzliche Stützfunktion verleiht. Damit kann zum einen die Bewegung behinderter oder älterer Menschen unterstützt werden – was den Einsatz zur Rehabilitation ermöglicht. Darüber hinaus verstärkt der Roboteranzug auch die Bewegungen – was zum Beispiel in der Pflege, beim Anheben und Umbetten von Patienten, für die Pflegekräfte eine große Erleichterung ist.

Der Anzug wird in Japan bereits in mehr als 75 Krankenhäusern und Pflegestationen eingesetzt und kann seit Neuestem auf gemietet werden. Im Mai 2011 hat Cyberdyne die deutsche Tochter Cyberdyne Germany GmbH gegründet und wird mit deutschen Partnern den Anzug für den europäischen Markt weiterentwickeln. Während der REHACARE sind am Stand Cyberdyne Inc., Halle 3/ D12 täglich mehrfache Präsentationen geplant.

Pressekontakt:
Dr. Andreas Moerke
Messe Düsseldorf Japan, Ltd.
Mail: MDJ@messe-dus.co.jp
Tel.: +81-3-5210-9951