Miteinander statt Jeder für sich: Online-Selbsthilfe für Schlaganfall-Patienten
Miteinander statt Jeder für sich: Online-Selbsthilfe für Schlaganfall-Patienten
10.05.2017
Reale Selbsthilfegruppen haben sich in unserem Gesundheitswesen seit langem etabliert und auch bewährt. Doch vielen Betroffenen und auch ihren Angehörigen bleibt eine reale Gruppe verwehrt, da es entweder an der Mobilität oder an der Zeit mangelt. Natürlich muss man auch erwähnen, dass eine flächendeckende Versorgung nicht vorhanden ist. Hinzu kommt noch das Problem der Überalterung der realen Selbsthilfegruppen. Jüngere Betroffene finden dort kaum Antworten zu den für sie relevanten Themen wie Beruf, Sport, Familiengründung und einigem mehr.
Insbesondere für Menschen mit eingeschränkter Mobilität ist die Online-Selbsthilfe im Kommen, es gibt immer mehr Foren. Der Vorteil des Internets ist, dass man viel mehr Menschen erreicht. Man findet fast immer jemanden, der die Antwort auf eine Frage hat.
Am 11. Januar 2011 gründete Willi Daniels deshalb die erste Schlaganfall-ONLINE-Gruppe bei Facebook. Die Gruppe wird seitdem als geschlossene Gruppe geführt und von zwei erfahrenen und engagierten Betroffenen beziehungsweise Angehörigen moderiert. Anfangs war die Gruppe nur für Betroffene und Angehörige gedacht. In der Praxis ist es aber sehr schwer zu kontrollieren, wer nun Betroffene(r) oder Angehörige(r) ist. Dass nun auch Interessierte, wie beispielsweise Menschen die beruflich mit dem Schlaganfall zu tun haben, Mitglied der Gruppe sind, wird nicht mehr als problematisch angesehen, denn auch diese Personengruppe kann aus den Erfahrungen der Betroffenen lernen, was diesen dann wiederum zugute kommen kann. Auch Mitarbeiter der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe sind Mitglied.
Die Gruppe bietet viele Vorteile, wie zum Beispiel die ständige Erreichbarkeit anderer Mitglieder für Fragen, aber auch zum Zuhören oder für Zuspruch. Es werden Erfahrungen und Informationen ausgetauscht, Therapieerfolge gefeiert und bei Verzweiflung, Ängsten oder ähnlichem Mut zugesprochen beziehungsweise getröstet. Auch im Umgang mit Behörden, Kranken- oder Rentenkassen kann man von den Erfahrungen der Mitglieder profitieren.
Gerade für nicht-mobile Betroffene sorgt die Gruppe für eine verbesserte Teilhabe, was zu einer verbesserten Lebensqualität führt. Mit Freude kann man feststellen dass der ständige und regelmäßige Kontakt untereinander schon durch Telefonate ergänzt wird, persönliche Treffen vereinbart wurden und dadurch Freundschaften entstanden sind. Sogar Hochzeitspläne wurden schon geschmiedet. So erreichte die Schlaganfall-ONLINE-Gruppe kürzlich die Nachricht, dass sich zwei Mitglieder innerhalb der Gruppe kennen und lieben gelernt haben und nun gemeinsam vor den Traualtar treten wollen.
Während reale Selbsthilfegruppen große Probleme haben, junge Patienten für sich zu gewinnen, verzeichnet gerade die ONLINE-Gruppe großen Zulauf. Mittlerweile hat die Gruppe über 4.000 Mitglieder und freut sich über eine gesunde Mischung zwischen Jung und Alt.