Sogenannte Apps bieten auch Menschen mit
Sprach- und Hörproblemen einige Vorteile;
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Vom Navigationssystem für Sehbehinderte bis zur Stadtführungs-App für Gehörlose – moderne Mobilfunktechnologie bietet für Menschen mit Behinderungen viele Möglichkeiten, ein selbstbestimmtes Leben zu führen.
Den Blindenstock ersetzt das Handy nicht, doch für sehbehinderte Menschen können Smartphones eine hilfreiche Ergänzung sein, um sich außerhalb der gewohnten Umgebung zu bewegen. Wegweiser sind häufig veraltet und ohne GPS- und WLAN-Empfang funktionieren konventionelle Navigationssysteme in geschlossenen Räumen meist nicht. Forscher der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen haben deshalb ein Navi ausgetüftelt, das Schritte zählt und den jeweiligen Standort in einer zuvor kartierten Örtlichkeit ansagt. Ein EU-Projekt, das in Zusammenarbeit mit dem Europäischen Gehörlosenverband EUD (European Union of the Deaf) entwickelt wird, nutzt die Kamerafunktion der mobilen Geräte.
Ziel ist es, den rund eine Million Taubstummen und Gehörlosen in der EU die Kommunikation mit öffentlichen Einrichtungen sowie europäischen Institutionen zu ermöglichen: Die Anrufer nehmen über die Handykamera Kontakt zu einer Zentrale auf, in der Gebärdendolmetscher erst das Anliegen und dann die Antworten der angerufenen Institution übersetzen. Das neue System soll bis 2014 umgesetzt werden.
Für Menschen mit sensorischen oder körperlichen Einschränkungen bieten Apps, also Anwendungen für Smartphones, mehr als nur Spiel und Spaß. So wurde beispielsweise an der Universität von Alicante eine App für ein 3D-Smartphone entwickelt. Diese warnt Sehbehinderte vor Hindernissen wie herabhängenden Zweigen, die weder per Langstock oder Blindenhund erkannt werden können.
Menschen mit Sprach- oder Hörproblemen können sich eine App auf das Smartphone laden, die nonverbal Kontakt zur Notrufnummer "112" herstellt. Außerdem können Nutzer damit Informationen wie Kontaktdaten, Fotos oder eine Standortbestimmung übermitteln. Stadtführungen per Audioguide sind weit verbreitet und beliebt – damit auch Gehörlose daran teilnehmen können, gibt es nun eine Anwendung, die Informationen zu Sehenswürdigkeiten und historischen Ereignissen vor Ort in Gebärdensprache übersetzt.
Wer ein Handicap hat, den beschäftigen bei der Auswahl des passenden Handys nicht in erster Linie Akku-Laufzeiten oder Designvorlieben – je nach Einschränkung ist vielmehr individuelle Unterstützung nötig, um das Mobiltelefon optimal nutzen zu können. Hat das Telefon eine Kamera, die die Nutzung für sehbehinderte Menschen erleichtert? Besitzt das Handy einen einstellbaren Lautstärke-Regler, der Menschen mit eingeschränktem Hörvermögen das Telefonieren erleichtert? Auf der Website der Global Accessibility Reporting Initiative, einem Projekt des Mobile Presseinformation Manufacturers Forum, werden mehr als hundert Funktionen, die für Menschen mit Behinderung wichtig sein können, in einer Übersicht der verfügbaren Handymodelle aufgelistet.
REHACARE.de; Quelle: Informationszentrum Mobilfunk e.V. (IZMF)