08.10.2012
Mit dem neuen Jump ein Leben nahe am Normalzustand
Der größte Wunsch eines Behinderten ist es, keine Behinderung zu haben! Weil das leider nur in den seltensten Fällen möglich ist, nimmt sich der zweitgrößte Wunsch schon wesentlich bescheidener aus: nämlich ein Leben möglichst nahe am Normalzustand führen zu können. Dazu gehört vor allem, so wenig wie möglich auf fremde Hilfe angewiesen zu sein, selbstständig entscheiden zu können und autonom sein Leben zu gestalten.
Der Gesetzgeber hat dazu eindeutige Vorgaben erlassen (SGB IX, §§ 5 ff) und die Inklusion zu einem der obersten Ziele unserer Gesellschaft erklärt. Dass die Inklusion ein Ziel ist, zeigt leider sehr deutlich, dass wir uns immer noch auf dem Weg dorthin befinden. Sicher sind gesetzliche Vorschriften über die Maße von Aufzug- und Toilettentüren, enge Bus- und Zugmittelgängen, prachtvolle aber unpraktische Treppenaufgänge vor öffentlichen Gebäuden etc. ein erster Schritt. Inklusion fängt aber nicht bei schwellenfreien Zebrastreifen an und hört bei einem gesetzlich garantierten Behindertensitzplatz in ÖPV auf. Vielmehr geht es darum, ob ein Mensch mit körperlichen Einschränkungen ein Leben führen kann, wie er es ohne diese gestalten würde.
Rehabilitation will ja dem Wortsinn nach "geschickt machen", zu etwas "befähigen" und keineswegs den jeweiligen Status Quo eines Zustandes zementieren. Das gilt natürlich für alle Alters- und Entwicklungsstufen. Die Voraussetzungen dafür sind Hilfsmittel, die b ereits ab der frühesten Kindheit sensorische, haptische und motorische Defizite kompensieren können, die in den jeweiligen Entwicklungsfenstern die unterschiedlichen kinästhetischen Wahrnehmungen ermöglichen, die den Kindern durch ihre Krankheit verwehrt sind, die aber eine kognitive und zerebrale Entfaltung unterstützen und fördern. Deshalb ist ein Rollstuhl nicht nur der Ersatz für fehlende oder funktionsuntüchtige Beine sondern ein (im wahren Wortsinn) Hilfsmittel für ein autonom bestimmtes und aktiv gestaltetes Leben, ohne das jeder Einzelne seinen Inklusionsanspruch gar nicht leben könnte.
Von einem Leben „nahe am Normalzustand“ kann aber noch nicht gesprochen werden. Und es stellt sich auch nicht automatisch oder gar selbstständig ein. Denn neben den zahlreichen realen, alltäglichen Barrieren im Leben eines Behinderten gibt es leider immer noch auch die „hausgemachten“ im Kopf vieler Reha-Protagonisten. So ist z.B. eine frühkindliche Reha-Versorgung immer noch im Bereich des Exotischen angesiedelt und für viele Entscheidungsträger eher eine hypothetische Denkübung denn praktischer Alltag. Was man aber mit einer frühen Mobilisierung alles erreichen kann und noch viel mehr an Folgeschäden verhindern kann, ist inzwischen probater Wissensstandard der Frühförderung und durch einschlägige Erfahrungen der Kinder-Rollstuhlspezialisten belegt.
Nachhaltigkeit kann dort am besten erreicht werden, wo man so früh wie möglich beginnt und einer langen und manchmal sehr verlangsamten Entwicklung Raum verschafft. Auch deswegen stellen viele der führenden deutschen Rollstuhl-Hersteller (allen voran die in rehaKIND organisierten) immer wieder die Notwendigkeit einer kindgerechten Rehaversorgung ins Zentrum ihrer Entwicklungs- und Lobbyarbeit. Vor gut dreißig Jahren herrschte mit Blick auf etwaige Hilfsmittel für Kinder noch „arge Wüstenei“. Bestenfalls hatte man Erwachsenenrollstühle etwas kleiner gebaut mit dem Effekt, dass viele sogenannte „Hilfs“mittel schwerer waren als ihre Benutzer und ergonomisch keineswegs eine Hilfe waren.
Die Begriffe „Kinder-Reha“ und kindgerechte Hilfsmittel waren auch noch nicht in den Köpfen der Gesellschaft angekommen. Hier hat sich aber die kleine badische Manufaktur SORG Rollstuhltechnik wiederholt und impulsgebend hervorgetan und Kinder-Rollstühle entwickelt, die von reinem Stückzahldenken weit entfernt waren.
Heute, nach 25 Jahren Firmengeschichte und mit der zweiten Generation in der Geschäftsleitung hat sich daran nichts geändert. Nach dem wohl kleinsten, serienmäßigen Kinderrollstuhl mit nur 14 cm Sitzbreite (dem Knuffi OI) hat letztes Jahr auf der REHACARE sein Nachfolger „Mio“ für Furore gesorgt. Mio ist noch leichter als sein Vorgänger, kann noch detaillierter und exakter auf die physischen Vorgaben der kleinen Benutzer angepasst werden und besticht vor allem durch seine enorme Ausstattungspalette, mit der zielgenau selbst die unterschiedlichsten therapeutischen Konzepte realisiert werden können. Als jüngste Entwicklung wird nun SORG dieses Jahr den „Jump“ auf der REHACARE in Düsseldorf vorstellen, mit dem die Rollstuhlspezialisten einen weiteren Beitrag zur Inklusion behinderter Menschen leisten wollen.
„Jump“ ist ein faltbarer Rollstuhl für Kinder UND Erwachsene. Die Sitzbreite und Sitztiefe (ab 24 cm) kann ohne Zukaufteile um 2 bzw. 4 cm mitwachsen, die Rückenhöhe um bis zu 5 cm. Mit seiner eineinhalbfachen Kreuzstrebe ist er so verwindungssteif wie ein starrer Rahmen, hat dennoch ein erstaunlich kleines Packmaß und bleibt sensationell leicht.
Wie bei allen Rollstühlen aus dem Haus SORG hat man auch bei der Entwicklung des „Jump“ allergrößten Wert auf höchste Flexibilität in der Ausstattung gelegt, um hier jeder Bemühung in Richtung Inklusion gerecht werden zu können. So besticht auch der neue „Jump“ durch eine enorm umfangreiche Optionsvielfalt, angefangen bei einer festen Sitzplatte, festen Muldenrücken in diversen Varianten (der Stuhl bleibt trotzdem faltbar), Doppelgreifring und Einhandlenkung, über diverse Positionierungshilfen und anatomisch geformte Sitz- und Rückeneinheiten, eine Vielzahl unterschiedlicher Bremstypen (auch von den Begleitern bedienbare), unterschiedlichste Antriebs- und Lenkräder oder Bereifungen bis hin zu einem winkelver- und –einstellbaren Rücken.
Dass der Jump natürlich passgenau auf jede physiognomische Vorgabe eingestellt und auf jeden Aktivitätsgrad angepasst werden kann, versteht sich von selbst. Die jeweils optimale Schulter-Antriebsrad-Position lässt sich ebenso leicht einstellen, wie sie im Laufe der Entwicklung des Benutzers auf dessen neue Vorgaben abgeändert werden kann. Damit werden eine positive Kräftebilanz und ein langfristiger, vertrauter Einsatz des Hilfsmittels erreicht. Und weil man mit Jump Kräfte aufbauen kann, da er die durch seine Leichtläufigkeit nicht überfordert, entsteht ein hohes Maß an Motivation für den regelmäßigen und damit therapeutisch effizienten Gebrauch des Hilfsmittels. Deshalb kann der Jump bereits im frühen Kindesalter zum Einsatz kommen, weil die kleinen und schwachen Benutzer durch ihre Mobilisierung im Jump wenigstens ersatzweise die sensorischen Wahrnehmungen erhalten, die ihnen ihre Behinderung verwehrt, die sie aber so zwingend für ihre physiologische und psychologische Entwicklung möglichst nahe am Normalzustand benötigen.
Mithalten können, dabei sein zu können, vielleicht sogar „jeden Fetz“ mitmachen dürfen, nicht ausgeschlossen werden, stylisch zu sein (vielleicht sogar gerade wegen des Rollstuhls), das sind vor allem bei älteren Kindern und erst recht bei jungen Erwachsenen Kriterien für ein glückliches Leben. Nur wer dabei ist, mitten drin und nicht außen vor, kann Inklusion leben und erleben. Ein Rollstuhl kann viel für ein Leben in diesem Sinn ermöglichen, angefangen bei der Unterstützung zu einem weitgehend natürlichen Entwicklungsverlauf über das frühe und fundamentale Erlebnis der Mobilität bis hin zum echten Unterstützer in vielen Lebenslagen.
Dank seines flotten und funktionellen Designs kann sich im Jump jeder Teeny gut sehen lassen. Jump unterstützt ein Leben nahe am Normalzustand und ist deshalb ein echtes „inklusives“ Multitalent, das erstmals auf der REHACARE (Stand 4A 15) zu erleben und zu testen ist. (Interessenten können sich unter info@sorgrollstuhltechnik.de kostenlose Eintrittskarten reservieren.)