Im Fokus der Studien: der Erhalt
transplantierter Nieren © panther-
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Zwei neue Studien sollen Verfahren testen, die transplantierten Nieren zu einem längeren Überleben verhelfen sollen. Dabei geht es um neue Medikamente und Wege zur Früherkennung.
Bahnt sich bei nierentransplantierten Patienten eine Organabstoßung an, wird diese üblicherweise mit Kortison behandelt. Da diese Behandlung bei einem Teil der Patienten nicht zufriedenstellend wirkt, suchen Wissenschaftler aus 13 deutschen Zentren nun in der so genannten RIACT-Studie weitere Therapieoptionen.
Jüngere Forschungen haben ergeben, dass bei etwa 30 Prozent der Patienten mit einer Abstoßungsreaktion weitere weiße Blutkörperchen im Nierengewebe nachweisbar sind: bestimmte B-Lymphozyten. „Möglicherweise wirkt die bisherige Abstoßungstherapie suboptimal, weil sie sich nicht gegen diese Zellen richtet. Deshalb überprüfen wir in der Studie die Wirkung eines Medikaments gegen B-Zellen. Es ist Rituximab, das bereits zur Therapie von Krebs und schwerem Rheuma verwendet wird“, sagt Professor Haller. Die Studie beginnt im Juli und dauert dreieinhalb Jahre.
Die Wissenschaftler untersuchen zum Beispiel, ob die Gabe von Rituximab zusätzlich zur Kortisonbehandlung die Nierenfunktion besser aufrecht erhalten kann als die alleinige Kortisontherapie. Es sollen 180 Nierentransplantierte in die Studie eingeschlossen werden, bei denen eine akute Abstoßung festgestellt wurde. Die Hälfte von ihnen erhält neben Kortison das Medikament Rituximab.
Für eine zweite Studie untersuchen Forscher aus mindestens acht großen deutschen Transplantationszentren ab Juli 2011 für drei Jahre, ob es möglich ist, die Abstoßungsreaktion bei einer transplantierten Niere möglichst frühzeitig mit Hilfe eines Urintests zu diagnostizieren. Die Wissenschaftler werden alle Proteine im Urin, das Proteom, mit Massenspektrometrie analysieren. 600 Patienten, bei denen aufgrund einer akuten Verschlechterung der Nierenfunktion eine Biopsie durchgeführt werden muss, um das Vorliegen einer akuten Abstoßung zu klären, sollen an der Studie teilnehmen.
Parallel zur Biopsie wird ihr Urin untersucht. Falls die Urinuntersuchung sich als gleichwertiges Instrument zur Diagnose der Abstoßungsreaktion erweisen sollte, hat sie gegenüber der Biopsie starke Vorteile: „Bei einer Urinuntersuchung entfallen die Risiken, die eine Biopsie mit sich bringt – beispielsweise Blutungen. Zudem kann ein Urintest häufiger durchgeführt werden als eine Biopsie“, sagt Studienleiter Professor Wilfried Gwinner, Oberarzt der Klinik für Nieren- und Hochdruckerkrankungen der Medizinischen Hochschule Hannover.
Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DGF) fördern die Studien zum Erhalt transplantierter Nieren.
REHACARE.de; Quelle: Medizinische Hochschule Hannover