Prof. Dr. Ulrich Wagner und Prof. Dr. med. Herbert Plischke, Professoren an der Fakultät für angewandte Naturwissenschaften und Mechatronik der Hochschule München, arbeiten in "APROACH" mit Projektpartnern aus dem klinischen Bereich und der Firma Formrise zusammen. Und sie nutzen das Wissen und die Techniken der "Maker", einer Bewegung technischer Bastler, die heute bereits digitale photonische Fertigungsverfahren wie 3-D-Druck oder Lasercutting pragmatisch und kreativ demokratisieren.
Zwar sind aktive Orthesen bereits länger bekannt, dennoch erschließt das Projekt gleich zwei bislang nicht abgedeckte Bereiche: Kostengünstige Lösungen und durch Skalierbarkeit mitwachsende Modelle für Kinder.
Mit Unterstützung der klinischen Partner werden zunächst die biometrischen Parameter betroffener Kinder an freiwilligen Probanden erhoben. Aus den spezifischen Daten wird per CAD eine individuelle und später einfach zu modifizierende Vorlage für die aktive Orthese konstruiert. Die Fertigung erfolgt durch Laser-Sintering, unterstützt durch das Wissen der Firma Formrise. Der aktive Teil der Orthesen – Sensoren, Aktoren und Energieversorgung – wird mit Lösungen der "Maker"-Bewegung entwickelt. Die Wirksamkeit der Orthese wird zusammen mit den klinischen Partnern optimiert.
Die individuellen Vorlagen für die Orthesen können den Eltern der Kinder bei entsprechender Expertise sogar als frei zugänglicher, umfangreicher Datensatz in einer Open-Source-Plattform zur Verfügung gestellt werden. So könnten sie eine individuell angepasste, aktive Orthese für ihr Kind mit entwerfen und über einen Hersteller für Medizinprodukte als dokumentierten Bausatz bestellen. Ziel der Studie soll auch die Machbarkeit einer Kombination von modernen, kostengünstigen 3-D Verfahren, Open-Source-Technologien und der Bereitstellung der Orthesen im Rahmen des deutschen Medizinproduktegesetzes sein.
Mit dem technischen Fortschritt, der Digitalisierung und der Miniaturisierung ist die Verfügbarkeit preiswerter Hightech-Photonik-Komponenten und damit ihr Potenzial für Alltagsanwendungen immens gestiegen. Vor wenigen Jahren noch industriellen Nutzern vorbehalten, sind sie heute, auch durch die "Maker"-Bewegung, praktisch für Jedermann verfügbar.
Mit dem Wettbewerb "Light Cares" unterstützt das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) kooperative vorwettbewerbliche Forschungs- und Entwicklungsarbeiten, deren Ziel darin besteht, den Alltag von Menschen mit Behinderung durch den Einsatz photonischer Technologien entscheidend zu verbessern und so mehr Teilhabe und Chancen zu ermöglichen. Für die Forschungsarbeiten in insgesamt zehn Projekten wird im Rahmen des BMBF-Programms "Photonik Forschung Deutschland" insgesamt circa eine Million Euro zur Verfügung gestellt.
REHACARE.de; Quelle: Hochschule München