Die Roboter-Robbe PARO reagiert
auf Berührung und Licht und soll
Demenzpatienten helfen;
© Piet Meyer
Für die Studierenden des Studiengangs Assistive Technologien der Jade Hochschule steht neben der Programmierung auch die Anwendung auf dem Stundenplan. Der Frage, wie intelligente Geräte auf Menschen wirken, gehen die Studierenden von nun an mit Unterstützung der therapeutischen Robbe PARO nach.
Frau Kuhn hat nicht mehr gesprochen seit sie im Altenheim wohnt. Sie leidet an Demenz. Als eine Pflegerin ihr PARO in die Arme legt, spricht sie plötzlich: „Hallo, wer bist denn du?“. PARO ist ein einem Robbenbaby nachempfundener Roboter und das neueste
Forschungs- und Lernobjekt von Studierenden der Jade Hochschule.
„Selbst gut geschulte Pflegekräfte finden gelegentlich keine Möglichkeit, zu ihren demenziell veränderten Patienten in Kontakt zu treten und ihre Bedürfnisse zu erfahren“, sagt Frank Wallhoff, Professor für assistive Technologien an der Jade Hochschule. „Die Roboter-Robbe PARO erreicht die Menschen auf der emotionalen Ebene – und wirkt oftmals als Türöffner.“ Untersuchungen würden zeigen, dass der Einsatz der Robbe ähnlich wünschenswerte Effekte wie eine tiergestützte Arbeit bewirken kann. Denn trotz des Wissens um diese Effekte sind Tierbesuche in vielen Pflegeeinrichtungen nicht möglich.
PARO, der unter anderem im Seniorenpflegeheim „Haus O’land“ in Bremen bereits seit Oktober 2010 erfolgreich eingesetzt wird, zeichnet sich zudem durch eine hohe Verfügbarkeit, einen flexiblen und spontanen Einsatz und seine Schmerzunempfindlichkeit aus. Der interaktive Robbenroboter reagiert auf Licht, Stimmen und Berührungen.
„Streicheln Sie PARO, wird er freudig rufen und sich bewegen, schlagen Sie ihn, wird er wütend. Ihre Aktionen mit PARO prägen sein Verhalten“, erklärt Wallhoff seinen Studierenden, die die 5.400 Euro teure Robbe vorsichtig kraulen. Unter dem kuscheligen Fell ist jede Menge Technik versteckt. Zwei 32-bit RISC Prozessoren steuern die Berührungs- und Lichtsensoren, Aktuatoren und Mikrophone und sorgen so für eine realistische Interaktion der Roboter-Robbe mit dem Anwender.
„Das Ziel unseres Studiengangs ist es, den Menschen zu unterstützen, deswegen assistive Technologien. Aufgrund des demografischen Wandels werden wir in 50 Jahren solche Technologien brauchen, um die Lücken zu schließen, die wir in der Versorgung haben werden, und um die Pflege weiter aufrecht zu erhalten. Aber neue Technologien sollen immer im Sinne des Menschen sein“, sagt Wallhoff.
Ein zweiter Roboter, der Menschen vom Erscheinungsbild nachempfundene Humanoide NAO, muss erst noch programmiert werden. „Was prinzipiell denkbar ist, ist auch programmierbar, etwa eine Spracherkennung, Gesichtserkennung, Geräuschlokalisation, Greiffunktion. NAO könnte dann beispielsweise bei älteren Leuten in der Wohnung nach dem Rechten sehen oder als Teletrainer Bewegungsabläufe von Sportlern oder Patienten optimieren.“ In den höheren Semestern können Studierende hier kreativ werden.
REHACARE.de; Quelle: Jade Hochschule - Wilhelmshaven/Oldenburg/Elsfleth