Soziale Netzwerke sollen künftig auch für Menschen mit Lernschwierigkeiten leichter nutzbar sein; © Rancz Andrei/panthermedia.net
Studierende der Hochschule Rhein-Waal entwickeln ein „greifbares“ Bedienkonzept, das Menschen mit Lernschwierigkeiten die Nutzung von neuen Medien ermöglichen soll.
Im Rahmen eines interdisziplinären Semesterprojekts in Kooperation mit dem Düsseldorfer PIKSL Labor haben Studierende der Hochschule Rhein-Waal jetzt ihre Arbeit mit dem Titel „Keep in touch – Social Media für jeden greifbar machen“ vorgestellt. Es wurde ein Bedienkonzept zur barrierearmen Nutzung von sozialen Medien entwickelt, das die Navigation eines Videochats über greifbare Steuerungselemente auch für Menschen mit hohem Unterstützungsbedarf ermöglicht.
Die Anfrage für das System kam aus dem Düsseldorfer PIKSL Labor, in dem Menschen mit Behinderung digitale Barrieren analysieren und barrierearme Kommunikationstechnik mitentwickeln. Die Besonderheit bei PIKSL besteht darin, dass der behinderte Mensch nicht als betreuungsbedürftig gesehen wird, sondern als kompetenter Partner im Abbau von Barrieren. Viele Menschen mit Behinderung wünschen sich die Zugänglichkeit zu sozialen Medien, scheitern aber oftmals an technischen Hürden.
Die Entwickler von „Keep in touch“, Katrin Bontrup, Elmar Burke und Jan Holloh, Studierende des Studiengangs „E-Government“ an der Hochschule Rhein-Waal, zeigten sich bei Besuchen in Düsseldorf von der Arbeit mit Menschen mit Behinderung beeindruckt. Sehr schnell war für die Studierenden klar, dass es nicht darum geht bestehende Ideen aus der Schublade zu ziehen, sondern sich zunächst ein genaues Bild von der Lebenswelt und den Anforderungen der Nutzer zu machen. Besuche und Gespräche mit Anwendern zeigten, dass der Umgang mit gewöhnlicher Peripherie, wie der Computermaus oder Tastatur, unüberbrückbare Barrieren darstellte. Diese Erfahrung führte zur Entwicklung eines Steuerungsbretts, das über Steckelemente eine intuitive Nutzung zulässt und in der Form sowie Bedienbarkeit an ein Puzzlespiel erinnert.
Christian Ressel, Professor für Ambient Intelligent Systems an der Hochschule Rhein-Waal, lobt das entstandene Konzept: „Unseren Studierenden ist es gelungen, ein System zu konzeptionieren, das in der Bedienbarkeit keinen hohen Abstraktionsgrad voraussetzt, sich an den Alltagserfahrungen von Menschen mit geistigen Einschränkungen orientiert und somit als Kommunikationsplattform zu Freunden von nahezu jedem genutzt werden kann.“
In den kommenden Semestern soll das Konzept an der Hochschule Rhein-Waal in einen funktionsfähigen Prototypen überführt werden. Im Düsseldorfer PIKSL Labor verfolgt man die weitere Entwicklung mit hohem Interesse und freut sich auf die Erprobung der ersten Demoversion.
REHACARE.de; Quelle: Hochschule Rhein-Waal