Viele Familien mit demenzkranken Angehö-
rigen brauchen Unterstützung in der Alltags-
gestaltung; © panthermedia.net/Lisa Young
Wie erreicht man eigentlich Familien, die es erstmals mit der Diagnose Demenz eines ihrer Angehörigen zu tun haben und welche Unterstützungen benötigen sie? Diese und weitere Fragen sind im Modellprojekt Entlastungsprogramm bei Demenz II (EDe II) untersucht worden.
Nun steht der Abschlussbericht zur Verfügung. Das Projekt wurde mit Mitteln zur Weiterentwicklung der Pflegeversicherung vom Spitzenverband der gesetzlichen Kranken- und Pflegekassen (GKV) von 2009 bis 2011 gefördert.
Mehr als hundert Familien aus dem Kreis Minden-Lübbecke (Nordrhein-Westfalen), in denen ein an Demenz erkrankter Mensch der so genannten Pflegestufe 0 lebt, nahmen an der Studie teil. Träger des Projektes war die Pari-Sozial Minden-Lübbecke. Wissenschaftlich begleitet wurde das Projekt durch das Deutsche Institut für angewandte Pflegeforschung e.V. (dip). Es ist das Fortsetzungsprojekt von Entlastungsprogramm bei Demenz I, in dem von 2006 bis 2009 mehr als 300 Familien mit demenzkranken Angehörigen der Pflegestufen 1 bis 3 teilgenommen hatten.
Anlässlich der Veröffentlichung des Abschlussberichtes sagt Frank Weidner, Leiter des dip, in Köln: „Wir müssen mit den betroffenen Familien über diese schwer begreifbare Erkrankung Demenz und ihre Zukunftsängste sprechen. Und wir müssen ihnen helfen, damit umzugehen. Je früher uns dies gelingt, desto besser wirkt das!“
Das Projekt EDe II hat gezeigt, welchen Bedarf an Unterstützungen diese Familien haben. Es hat auch gezeigt, wie diesen Bedürfnissen begegnet werden kann. Als zentral erwies sich die Unterstützung bei der Alltagsgestaltung, indem vor allem die Kommunikation über die Demenz in den Familien gefördert und indem individuelle Betreuungsarrangements entwickelt wurden. Ein zentrales Element in EDe II waren wiederum häusliche Beratungsbesuche bei den betroffenen Familien durch eigens geschulte Gesundheitsberater.
Für die Familien konnte in der Projektregion das Angebotsspektrum konkret erweitert werden. Hartmut Emme von der Ahe vom Projektträger PariSozial fordert: „Die Fachberatung dieser Familien durch qualifizierte Gesundheitsberater muss endlich als das zentrale und steuernde Element anerkannt und auch finanziert werden!“
Erst dann können die gesetzlichen Leistungen der Pflegeversicherung effektiv genutzt und das Angebotsspektrum an den Bedarfen orientiert ausgebaut werden. Die Leistungen der Pflegeversicherung für demenzerkrankte Menschen und ihre Familien sollen ab 2013 noch einmal erweitert werden. Problematisch bleibt jedoch nach wie vor, wie der Zugang zu den Familien gelingen kann, in denen gerade zu Beginn der Erkrankung große Unsicherheiten existieren.
REHACARE.de; Quelle: Deutsches Institut für angewandte Pflegeforschung e.V.