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Welt-MS-Tag: Fehldiagnosen verhindern

Foto: Mann und Frau mit Krücken 

Um die Diagnose Multiple Sklerose (MS) gleich zu Beginn der Erkrankung abzusichern, rät die Deutsche Gesellschaft für Klinische Neurophysiologie (DGKN) und funktionelle Bildgebung anlässlich des Welt-MS-Tages sogenannte evozierte Potentiale zu nutzen.

Trotz guter Diagnosekriterien erkennen Ärzte in Deutschland Multiple Sklerose (MS) erst drei bis vier Jahre nach Auftreten der ersten Anzeichen. Denn die Symptome der Erkrankung des zentralen Nervensystems ähneln vor allem zu Beginn wegen ihrer häufig nur kurzzeitigen Präsenz einer Vielzahl anderer Krankheiten, die meist als banal eingeordnet werden.

Multiple Sklerose ist mit etwa 4 von 100 000 Einwohnern pro Jahr in Deutschland eine der häufigsten Erkrankungen des zentralen Nervensystems. Vor allem junge Erwachsene sind betroffen. Fast die Hälfte leidet zu Beginn der MS an Sehstörungen beziehungsweise Gefühlsstörungen, 30 Prozent an motorischen Störungen. Zwar kann die Diagnose mittels Nachweis mehrerer Entzündungsherde im zentralen Nervensystem, Magnetresonanztomografie (MRT) sowie Serum- und Liquoruntersuchungen heute bereits nach Auftreten der ersten Symptome vermutet werden.

„Es gibt aber vor allem in frühen Stadien unklare Fälle“, sagt Helmut Buchner von der DGKN. Zu Fehldiagnosen käme es etwa dann, wenn Betroffene nicht deutlich an Sehkraft verlieren, sondern nur einen milchigen Schleier wahrnehmen oder unscharf sehen.

„In nicht eindeutigen Fällen können evozierte Potenziale die Diagnose sichern“, so Buchner. Denn ist die Funktion der Nervenbahnen wie bei Menschen mit MS gestört, messen evozierte Potenziale eine verringerte Leitgeschwindigkeit beispielsweise in den Nervenbahnen zu den Füßen oder den Handgelenken. „Bei MS-Patienten messen wir etwa die visuelle Leitfähigkeit durch das Auge, den Sehnerv und das Gehirn nach Stimulation mit einem Schachbrettmuster“, erklärt Buchner. Studien belegen, dass oft auch ohne klinische Vorgeschichte einer Sehstörung, 42 bis 100 Prozent der MS-Patienten ein auffälliges visuelles evoziertes Potenzial haben. „Evozierte Potentiale haben viele Vorteile: Sie sind einfach durchzuführen, wenig belastend für den Patienten und wesentlich billiger als das MRT. Die Kosten übernehmen in Deutschland immer die Krankenkassen“, so Buchner.

Ganz neue Möglichkeiten versprechen evozierte Potenziale bei der Prognose von MS. Buchner: „Während es für die Diagnose zuverlässige Kriterien gibt, verfügen wir trotz intensiver Forschung über keine Prozessmarker.“ Wie die Krankheit sich in den Folgejahren entwickeln wird, können Neurologen daher bisher nicht gut prognostizieren.

REHACARE.de; Quelle: Deutsche Gesellschaft für Klinische Neurophysiologie und funktionelle Bildgebung (DGKN)


- Mehr über die Deutsche Gesellschaft für Klinische Neurophysiologie und funktionelle Bildgebung (DGKN) unter: www.dgkn.de