Welche Chancen bietet in Ihren Augen Peer-Beratung in der Ergänzenden unabhängigen Teilhabeberatung (EUTB)?
Zach: Genau das, was ich gerade am Ende meiner letzten Antwort gesagt habe: Ohne die Peer-Beratung wäre die EUTB meiner Meinung nach nur irgendeine weitere, je nach Träger vielleicht halbwegs unabhängige, Beratungsstelle. Das bedeutet nicht, dass nicht auch Kolleg*innen ohne Peer-Aspekt hervorragende und wertvolle Arbeit leisten. Aber das Neue, also der Mehrwert zu anderen Stellen, ist der Peer-Aspekt – und die Unabhängigkeit!
Wie gut wird Ihrer Erfahrung nach das Angebot der EUTB bereits genutzt?
Zach: Das ist ganz unterschiedlich. Es gibt EUTBs, die einen Träger haben, der aus der Selbsthilfe kommt und diese Arbeit im Grunde schon vorher gemacht hat. Der hat einen ganz anderen Stamm von Klient*innen, auf den er zurückgreifen kann, als kleine EUTBs, die bei null angefangen haben. Aber die Nachfrage steigt, auch wenn wir uns ein bundesweites Bewerben gewünscht hätten, um den Begriff und die Idee flächendeckend in die Öffentlichkeit zu tragen.
Wo sehen Sie noch Verbesserungsbedarf in den Beratungsstellen?
Zach: Ich finde es schwierig, dass es viele EUTBs gibt, deren Träger einzelne Wohlfahrtsverbände sind. Das kann der Idee der Unabhängigkeit widersprechen und ist meines Erachtens nach dem Umstand geschuldet, dass circa fünf Prozent der finanziellen Mittel aus dem Eigenanteil der Träger fließen müssen. Der Rest sind Bundesmittel. Fünf Prozent klingt erstmal nach nicht so viel, aber ein kleiner Selbsthilfeverein kann sich diese finanzielle Belastung mitunter schon nicht leisten. Auch hier wieder: Ein großer Wohlfahrtverband als Träger hat Vorteile und kann sehr gute Arbeit in dieser Funktion leisten, wenn er seine Eigeninteressen nicht vertritt. Aber es kann auch anders sein und das widerspräche dann der Unabhängigkeit der EUTBs.
Dies ist also eine strukturelle Kritik. Die fünf Prozent Eigenmittel stellten aber eine Barriere der Chancengleichheit für die Kandidatur der Trägerschaft dar und diese müsste abgebaut werden. Wir brauchen eine Hundert-Prozent-Finanzierung des Bundes.
Außerdem ist das Projekt EUTB noch sehr neu und es wird noch ausgelotet, wo Beginn und Ende unserer Funktionen sind. Da muss sich noch vieles weiter einspielen und im Abgleich mit der Realität und dem Beratungsalltag gemeinsam entwickelt werden. Aber wir sind auf einem guten Weg.
Was wünschen Sie sich perspektivisch für die (EUTB-)Peer-Beratung?
Zach: Dass sie sich als fester Bestandteil in der Beratungslandschaft etabliert und auch immer weiter als Katalysator einer Umdenk-Bewegung hin zu mehr Autonomie, Selbstbestimmung und individuellen Lebenswegen von Menschen mit Behinderung fungieren kann.
Man muss sich vor Augen führen, dass es ein großer Schritt ist, ein so empowerndes Konzept von öffentlicher Seite zu installieren und zu fördern. Ich hoffe, diese Stärkung kann in die Politik, in die Kultur und in das private Miteinander hinüberstahlen.