Wie wichtig ein Gespräch mit ebenfalls Betroffenen – möglichst zeitnah nach der Amputation – ist, zeigt sich in vielen Beispielen aus der Praxis. Theresa T. bekam diese Gelegenheit allerdings erst als sie ihren Prothetiker wechselte, da sie Schmerzen mit der Prothese hatte. Für eine zweite Meinung und sehr verunsichert kam sie so ans ukb und zu Dagmar Marth. "Ich musste damals mein Studium unterbrechen, das war ein herber Rückschlag", berichtet Theresa T. Sie hatte Angst, wie die neue Anpassung verlaufen und ob diese auch wirklich zeitnah Besserung ihres Zustandes bewirken würde. Im Gespräch mit Dagmar Marth hatte Theresa T. das Gefühl, sie könnte sie einfach alles fragen: "Für mich war es nach dem einen Jahr Amputation das erste Mal, dass ich auf eine amputierte Frau mit ebenfalls sehr kurzem Stumpf traf. Allein der Fakt, sich über Schmerzen, Probleme, Ängste, aber auch Hoffnungen mit jemandem unterhalten zu können, der die gleichen Erfahrungen gemacht hat, war ein großes Geschenk. Ich fühlte mich verstanden. Sie machte mir Mut und ich verlor die Angst vor all dem Neuen. Ich brachte wieder mehr Energie auf, um an der optimalen Prothesenanpassung mitzuarbeiten."
Peers wie Dagmar Marth können in solchen Situationen durch Anteilnahme und vor allem eigene Erfahrungswerte Verständnis und Wege aufzeigen, die Nicht-Betroffene nicht haben können. Marth betont, dass sie und ihre Kolleg*innen vor allem auf emotionaler Ebene authentisch unterstützen können – sowohl die Betroffenen selbst als auch ihre Angehörigen. Theresa T. brachte ihre Mutter beispielsweise zweimal mit zu den Gesprächen mit Dagmar Marth und merkte direkt, wie gut ihr der Austausch und das Verständnis taten. Die Studentin hat nach zahlreichen Beratungsgesprächen auch an sich Veränderungen wahrgenommen: "Ich bin nun innerlich ruhiger. Ich weiß, dass ich auf einem guten Weg bin und habe gelernt zu akzeptieren, dass eine Amputation und eine Prothesenanpassung ein langer Weg und kontinuierliche Arbeit sind." Diese neue Sicht auf ihre Situation habe sie vor allem den Gesprächen mit ihrer Peer-Beraterin zu verdanken.
Und genau solche Entwicklungen und Geschichten sind der Grund, warum Dagmar Marth liebt, was sie tut. Weil sie Menschen in einer für sie schweren Zeit beistehen kann und ihnen hilft, den Mut nicht zu verlieren. Denn am Ende ist ihre Botschaft an alle immer dieselbe: "Man kann auch mit Amputationen ein erfülltes Leben leben."