Welche Rolle spielen dabei speziell (smarte) Assistenzsysteme beziehungsweise Smart-Home-Lösungen?
Koepp: Smart Home, Smart Living, AAL – das ist alles ein sehr fließender Bereich. Eine unterstützende Gebäudeautomation oder ein Gebäude, das sich nach den Anforderungen seiner Nutzer*innen richtet und hier Hilfestellung gibt – das ist natürlich vor dem Hintergrund unseres Ansatzes extrem wichtig. Und sicher etwas, was in Zukunft immer wichtiger werden wird. Generell ist immer die Nutzerakzeptanz für den Erfolg eines Produktes entscheidend. Solche Assistenzsysteme oder Smart-Home-Lösungen müssen im Grunde den Nutzenden dienen. Sie müssen deren Anforderungen erfüllen und dürfen sie nicht überfordern. Wenn die Planung des Gebäudes und die eingesetzte Technik letztlich also dem Menschen dienen und hilfreich sind, dann begrüßen wir solche Lösungen sehr. Wir arbeiten da auch stark an der Entwicklung mit. Aber immer wirklich nutzer-orientiert: Es geht nicht um die Technik der Technik willen, sondern um den Menschen, der im Mittelpunkt stehen muss.
Welche Bedeutung messen Sie technischen Assistenzsystemen zu, wenn es um das selbstbestimmte und barrierefreie Wohnen in den eigenen vier Wänden geht – sowohl im Alter als auch mit Behinderung?
Koepp: Die Bedeutung an sich ist groß. Allerdings ist die Akzeptanz im Markt im Moment leider noch nicht so hoch. Dabei können solche Assistenzsysteme schon wichtig sein, wenn es darum geht, Barrieren zu reduzieren und eine selbstständige Lebensführung weiter sicherzustellen.
Welche Hürden sehen Sie?
Koepp: Da gibt es natürlich die Datenschutzproblematik: Viele Nutzende haben Angst davor, was mit ihren Daten passiert und wollen von Smart-Home-Lösungen nicht wirklich etwas wissen.
Und teilweise gibt es auch ethische Probleme: Wenn Sie beispielsweise an Assistenzsysteme denken, gerade vor dem Hintergrund dementiell erkrankter Menschen. Da geht es um Überwachung, um Monitoring, um Trackingsysteme. Auch da müssen wir uns in der Gesellschaft und auch in der Wirtschaft fragen, wie wir mit diesen ethischen Herausforderungen umgehen. Die Nutzenden haben da schon ein sehr sensibles Gespür und sehen zwar den Mehrwert, der entsteht, aber haben eben auch Bedenken bezüglich Datenschutz und möglicher ethischer Fragen. Die Akzeptanz des Kunden ist demnach noch nicht erreicht. Das hemmt im Moment noch den wirtschaftlichen Erfolg solcher Systeme am Markt.
Was müsste sich Ihrer Meinung nach dafür ändern?
Koepp: Das muss vielleicht jeder am Ende für sich selbst entscheiden. Oft kommen die pflegenden Angehörigen noch stark ins Spiel, die dankbar für derartige Systeme sind. Sie müssen sich aber bewusst sein, dass damit tatsächlich ein ethisches Problem verbunden ist. Da muss man abwägen und es vor allem mit der betroffenen Person besprechen. Im besten Fall trifft diese die Entscheidung dann sogar selbst.
Also die ethische Debatte muss tatsächlich auf der Ebene der Anwender*innen geklärt werden.
In Sachen Datenschutz sollte es eine gemeinsame Plattform geben, auf der sich Hersteller verständigen, die auch möglicherweise von der Politik unterstützt wird. Wo man mit einem Gütesiegel sicherstellen kann: Hier werden Daten mit Sicherheit nicht weitergegeben.