Im Interview mit REHACARE.de sprach Alexander Karl über die Forschungsarbeit am AAL Living Lab und die Vielfalt der technischen Assistenzsysteme.
Herr Karl, welchen Zweck verfolgen Sie primär mit dem AAL Living Lab?
Alexander Karl: Wir forschen und entwickeln im Bereich der technischen Assistenzsysteme, um Menschen mit körperlicher oder geistiger Beeinträchtigung ein längeres Leben in den eigenen vier Wänden zu ermöglichen.
Mit AAL verbinden viele Menschen immer die große Technik, die in der Regel eine hohe finanzielle Investition nach sich zieht. Für mich bedeutet AAL unter anderem auch intelligente Lösungen zu integrieren und diese müssen durchaus nicht technisch sein. Darunter fällt beispielsweise die sinnvolle Platzierung von Haltegriffen. Bei vielen Menschen reicht es, wenn die Wohnung umstellt wird. Dann können sie wieder länger selbstständig wohnen. Bei anderen muss eben etwas mehr Aufwand investiert werden. In der Regel ist das immer eine Einzelfallbetrachtung.
Wie kann man sich Ihre Forschungsarbeit vorstellen?
Karl: Das Living Lab ist zwar eine Einrichtung der Hochschule, aber faktisch in einer von uns angemieteten Wohnung in einem Seniorenwohnheim einer ansässigen Bau- und Siedlungsgenossenschaft. Diese Wohnung haben wir mit technischen Assistenzsystemen ausgestattet. Wir haben das Living Lab mit in den Lehrbetrieb eingebunden – zum einen in der Fakultät Elektrotechnik und zum anderen in der Fakultät Soziales und Gesundheit. Zukünftig werden wir dort auch die Fakultät der Informatik mit einbinden. Ich biete in diesem Bereich viele wissenschaftliche Arbeiten an. Dort beginnt sozusagen die Entwicklung. Die verschiedenen Systeme werden zum Großteil von den Studierenden entwickelt. Es gibt eine Problemstellung, die entweder von mir, den zuständigen Professoren oder den Studierenden selbst kommt. Dann wird ein Problemlösungskonzept entwickelt, wie man zum Beispiel einen Badspiegel und einen Waschtisch höhenverstellbar konzipiert. Dazu hatte ich Anfang des Jahres eine wissenschaftliche Arbeit, die sehr erfolgreich abgeschlossen wurde.
Mit der entwickelten Idee schicke ich die angehenden Ingenieure in Pflegeeinrichtungen oder zu wirklich Betroffenen, um das Konzept dort abzugleichen. Eine echte Rückmeldung der Primärnutzenden solcher Systeme ist nahezu unabdingbar, damit die folgende Entwicklung ihre nötige Akzeptanz und ihren Nutzen findet. In der Regel ist es so, dass das Konzept dadurch seinen Feinschliff bekommt. Im Anschluss haben sie etwa drei bis vier Monate Zeit, es in die Praxis umzusetzen.
Welche Assistenzsysteme setzen Sie im Living Lab vor Ort ein?
Karl: Das ist ganz unterschiedlich. Unsere Küche ist beispielsweise mit dem Rollstuhl be- und unterfahrbar. Jeder Oberschrank kann auf die Höhe der Arbeitsplatte herunterfahren, sodass auch Rollstuhlfahrende an den Inhalt kommen. Die Arbeitsplatte ist ebenfalls höhenverstellbar.
Wir haben auch ein Bett mit Aufstehfunktion, damit Menschen mit körperlicher Beeinträchtigung die Möglichkeit haben, in die stehende Position zu kommen, ohne eigene körperliche Kraft in Anspruch nehmen zu müssen.