Wie haben Sie nach Ihrem Studium den Berufseinstieg erlebt?
Winkler: Ich habe die Monate, die ich nach dem Abschluss zu Hause sein musste, weil mich keiner eingestellt hat, nicht als sehr schön empfunden. Es gab eigentlich nur Hürden. Ich habe an verschiedenen Stellen versucht, Unterstützung zu bekommen. Aber nirgendwo konnte man mir wirklich helfen.
Ich habe mir also alles selber gesucht – übers Internet, über die Webseiten der Städte, Länder und Kommunen. Für mich stand eigentlich schon fest, dass ich in den öffentlichen Dienst wollte. Das hatte natürlich den Vorteil, dass man mich immer zum Gespräch eingeladen hat – aber oft war das nur der Fall, weil sie mich aufgrund der Behinderung einladen mussten. Das hat man teilweise leider gemerkt. Oft kamen beispielsweise keine fachlichen Fragen, obwohl ich natürlich vorbereitet und qualifiziert war. Es gab sogar Gespräche, in denen die anwesende Schwerbehindertenvertretung nicht einmal das Modell der Arbeitsassistenz kannte.
Ich hatte also viele seltsame Vorstellungsgespräche, in denen die Arbeitgeber nicht gut vorbereitet waren und auch nicht wirklich bereit waren, inklusiv zu denken.
Welches Feedback bekommen Sie aus Ihrem beruflichen Umfeld?
Winkler: Es ist mir im Arbeitsalltag noch nie passiert, dass ich nicht ernstgenommen wurde – zumindest nicht an der Hochschule. Hier wird auch sehr viel Wert auf meine Expertise gelegt. Ich erhalte sehr viele Anfragen – auch für Dinge, die ich eigentlich noch nie gemacht habe, aber durchaus kann. Immerhin kann ich mich dann ja darauf vorbereiten. (lacht)
Inwiefern trägt für Sie ein barrierefreier Arbeitsplatz zu einem selbstbestimmten Leben bei?
Winkler: Wenn ich meine Hilfsmittel nicht hätte, könnte ich nicht arbeiten. Aber mit ihnen kann ich alles soweit normal machen wie jeder andere auch.
Aber: Barrieren im Kopf abzubauen, ist noch viel wichtiger als die Hilfsmittel selbst. Denn auf die Hilfsmittel habe ich einen Rechtsanspruch. Die könnte ich mir im Notfall sogar einklagen. Aber es hilft wesentlich mehr, wenn Menschen negative Gedanken über die Leistungsfähigkeit von Menschen mit Behinderung endlich ablegen. Auf das Beheben der Barrieren im Kopf habe ich nämlich keinen Rechtsanspruch. Es kommt also auf die Menschen an. Inklusion beginnt im Kopf! Ich möchte genauso mit Respekt und Achtung behandelt werden wie alle anderen Menschen auch.