"Zum Laufen bin ich auch mal raus gegangen, aber ich habe auch schnell gemerkt, dass ich zwingend eine Tartanbahn brauche. Jeder andere Untergrund ist Gift für den Körper. Wir können ja nicht locker durch den Wald joggen, sondern trainieren den Vollsprint. Da braucht es einfach einen bestimmten Untergrund."
Und auch für 400-Meter-Läufer Johannes Floors ist die derzeitige Situation eher unbefriedigend. Denn auch der Para Sportler des Jahres 2019 musste bereits die Erfahrung machen, dass es eine andere körperliche Belastung ist, wenn statt auf der Tartanbahn auf Asphalt oder Waldboden gelaufen werden muss, wie er in einem Interview erzählt. Ersterer ist nämlich härter und zweiterer deutlich unsicherer, da ein Tannenzapfen oder etwas anderes Rutschiges genügt, um einen Sturz zu provozieren.
Und selbst wenn für alle wieder gleiche Trainingsbedingungen herrschten, wie könnte man gerade Menschen, die zur Risikogruppe zählen, vor einer Infektion schützen? Sie länger zu isolieren und betroffenen Athlet*innen damit die Chance auf eine Qualifikation zu nehmen, wäre nicht fair und würde dem paralympischen Geist widersprechen. Aber wie dann noch dieses Jahr sichere und gleichzeitig faire Wettkämpfe abhalten? Auch DBS-Präsident Friedhelm Julius Beucher sieht die Verlegung um nur ein Jahr ebenfalls mit Blick auf die Gesundheit der Sportler*innen mit Skepsis: "Sind dann die anderen Länder bereits über den Höhepunkt der Pandemie hinaus? Sind wir dann weltweit Virus-frei? Das ist eine Frage, die mich mit Sorge umtreibt."
Andererseits ist der entstandene wirtschaftliche Schaden ebenfalls noch gar nicht abzusehen. Und dieser trifft auch die Partner und Förderer der Athlet*innen. Je nach Branche haben die Firmen und Unterstützer unter Corona und den Maßnahmen zu leiden. Bei vielen ist momentan und in der noch andauernden Krise gar nicht an eine Sportförderung zu denken. Immerhin leben aber einige Parasportler*innen von ihrem Sport. Auch hier bleiben Fragen offen. Zwar "wurde uns Sportlern von verschiedenen Seiten bereits zugesichert, dass Fördermittel auch weiterhin ausgeschüttet werden", berichtet Christiane Reppe, fügt aber auch an: "Mit privaten Sponsoren muss zu angemessener Zeit gesprochen werden."
Großer Förderer und Partner mehrerer Sportler*innen ist Ottobock. "Das Engagement für die Paralympics ist fester Bestandteil der Unternehmenskultur", so Andrea Cremer, Projektmanagerin Events & Sportmarketing. Deshalb seien die Paralympics auch sehr präsent im Unternehmen. "Die Mitarbeiter*innen fiebern darauf hin. Das schafft Motivation, Inspiration und Identifikation bei den Mitarbeitenden." Natürlich ging auch die Verschiebung der Spiele nicht spurlos am Unternehmen mit Sitz in Duderstadt vorbei. Als Reaktion auf die Verschiebung der Spiele sagte Professor Hans Georg Näder, Eigentümer und Vorsitzender des Verwaltungsrats von Ottobock: "In dieser beispiellosen Krise halten wir zusammen. Die Verschiebung der Spiele ist richtig. Entscheidend ist momentan, dass wir die Gesundheit schützen – der Athlet*innen, der Zuschauer*innen und der weltweiten Paralympic Family." Was eigentlich für Sommer 2020 geplant war und wie sich die Arbeit in Niedersachsen während der Krise verändert hat, hat REHACARE.de beim Hilfsmittelhersteller in Erfahrung gebracht. Mehr dazu in unserem Beitrag "Corona-Krise trifft Paralympics: Ottobock beweist Flexibilität und Kreativität".