Im Interview mit REHACARE.de spricht die Vorsitzende des Deutsch-Japanischen Vereins für kultursensible Pflege, Yoshiko Watanabe-Rögner, mit uns über Ziele, Baustellen und Weiterbildungen im Bereich der Pflege für Menschen mit einem japanischen Migrationshintergrund.
Frau Watanabe-Rögner, Sie setzen sich in Ihrem Verein dafür ein, dass verschiedene Kulturen im Pflegebereich zueinander finden. Woran arbeiten Sie derzeit gezielt?
Yoshiko Watanabe-Rögner: Wir versuchen Japanern mit Pflegebedarf den Alltag in Deutschland zu erleichtern. Es gibt aktuell nur sehr wenig Japanisch sprechende Fachkräfte, jedoch eine schnell wachsende Nachfrage. Viele Japaner wohnen in Düsseldorf. Dort arbeiten aber nur wenige Japanisch sprechende Pflegepersonen. Im restlichen Land sind leider noch weniger Japanische Pflegekräfte bekannt.
Mit unserem Verein können wir zwar kein Personal ausbilden, aber ehrenamtliche Helfer schulen. Wir versuchen im gesamten Bundesgebiet ein Netzwerk von Personen aufzubauen, die ergänzend zu Pflegekräften und Angehörigen den Menschen mit Demenz helfen. Um dies umzusetzen, wurden von uns mehrere Projekte gestartet. Außerdem möchten wir Treffpunkte für Japaner, unter anderem mit Demenz, aufbauen, um die Isolation der Betroffenen vorzubeugen.
Welche Baustellen gibt es aktuell im Bereich der kultursensiblen Pflege?
Watanabe-Rögner: Vor allem in der Pflege von Demenzkranken benötigen wir qualifizierte Japanisch sprechende Fachkräfte. Im zunehmenden Krankheitsverlauf verlernen die Menschen die Fähigkeit zum Sprechen ihrer zweiten Sprache Deutsch. Obwohl Japaner sehr gut in der deutschen Kultur integriert sind — ihnen das auch wichtig ist — haben sie im Alter eine große Sehnsucht nach ihrer eigenen Kultur. Das spiegelt sich schon beim Essen wieder. Wir haben bei japanischen Heimbewohnern mitbekommen, dass der Wunsch nach einem kultursensiblen Alltag sehr groß ist. Doch für die Umsetzung müssen Pflegekräfte weiter sensibilisiert und insbesondere mehr ehrenamtliche Helfer geschult werden.
Für junge Leute aus Japan ist es vor allem schwierig, in Deutschland eine Ausbildung als Pfleger zu machen oder sie anerkennen zu lassen. Es scheitert oftmals an der Sprachbarriere, da man fließend Deutsch sprechen muss. Die japanische Sprache hat eine ganz andere Grammatik und Aussprache als die der Deutschen. Außerdem gibt es sehr viele bürokratische Angelegenheiten zu klären. Momentan gibt es ein akutes Informationsproblem. Japanische Pflegekräfte, die nach Deutschland kommen wollen, wissen nicht, wie man ihre japanische Pfleger- oder Krankenpflegerausbildung anerkennen lassen soll. Wo es Bedarf gibt und in welcher Stadt sie für ältere Japaner arbeiten können. Dabei versucht "DeJaK" ihnen zu helfen.
Auch wird die Bildung einer deutsch-japanischen Wohngruppe angestrebt und überlegt, eine Wohngemeinschaft für ältere Japaner zu gründen.