Ich war schon immer ehrgeizig und habe hohe Ansprüche an mich. Es ist leider nicht so einfach, diese herunterzuschrauben, aber mein Ehrgeiz hat mich auch angetrieben. Ich wollte beispielsweise schon lange einen Blog über Aphasie schreiben, aber ich habe mich lange Zeit einfach nicht getraut. Mein Blog ist quasi eine Selbsttherapie, um wieder zu schreiben. Irgendwann hatte ich dem Mumm und habe meine Texte auf dem Blog veröffentlicht, trotz Fehlern. Da war ich ziemlich stolz auf mich. Parallel dazu bekam ich die Möglichkeit, ein Praktikum in einer Online-Redaktion zu machen. Für mich war dies die Chance zu schauen, wie viel ich schon kann und wo ich noch Mankos habe. Dass ich nach dem Praktikum dann noch weiterhin parallel zum Studium dort weiterarbeiten konnte, hat mich zusätzlich in meinen Fähigkeiten bestätigt. Und ich weiß, dass ich meine Ansprüche anpassen und mich so akzeptieren muss, wie ich bin – nicht perfekt, aber wer will das schon sein.
Meine Familie und Freunde nehmen mich jedenfalls so, wie ich bin, und haben mich immer unterstützt. Sie haben viel dazu beigetragen, dass ich bis heute so weit gekommen bin. Sie bestärken mich, wenn es mit der Sprache wieder nicht so funktioniert, wie ich es möchte, und bauen mich dann auf. Sie machen mir Mut, weiter zu machen und bremsen mich, wenn ich zu viel geben will.
Dass sich mein Einsatz aber auch auszahlt, zeigte sich nach der anfangs bereits erwähnten mündlichen Prüfung: Als ich die Note von meiner Dozentin erfahren habe, sagte sie mir noch Folgendes: "Frau Höpfner, mir ist es wichtig, dass Sie wissen, dass Sie die Note durch Ihr Wissen bekommen haben und nicht wegen Ihrer Behinderung." Noten sind im Studium zwar nicht unwichtig, aber solch eine Anerkennung meiner Leistungen bedeutet mir noch viel mehr.