Hoch hinaus – dieses Motto gilt für immer mehr Menschen in ihrer Freizeit. Seilgärten beispielsweise erfreuen sich immer größerer Beliebtheit. Denn auch mit dem Rollstuhl ist es möglich, in inklusiv und barrierefrei gestalteten Anlagen zwischen den Baumwipfeln die Perspektive zu wechseln. Seilgärten in Gütersloh oder im norddeutschen Leck ermöglichen es Menschen mit und ohne Behinderung, diesen besonderen Freizeitspaß gemeinsam genießen zu können.
Und auch im Sport-Center der REHACARE ist jedes Jahr ein großer Andrang, wenn die "AG hochinklusiv" der European Ropes Course Association (ERCA, Verein zur Förderung von Seilgärten e.V.) Messebesucher dazu einlädt, im Rollstuhl bis unter die Hallendecke zu schweben.
Doch nicht nur Seilgärten locken Menschen mit und ohne Behinderung in ungeahnte Höhen. Auch das Sportklettern findet zunehmend mehr Zuspruch. Egal ob München, Mainz oder Köln – Kletterhallen werden immer häufiger auch von Menschen mit Sehbehinderungen, Amputationen oder anderen körperlichen Einschränkungen aufgesucht. In diesem inklusiven Sport ist vieles möglich. Das weiß auch Petra Schneider, die aufgrund von Multipler Sklerose eine Gehbehinderung hat. Seit drei Jahren klettert sie nun schon mit ihrer Kölner Klettergruppe. Durch die kleinen und großen sportlichen Erfolge ist nicht nur ihr Selbstbewusstsein stark gestiegen: "Ich fühle mich stabiler und habe wesentlich weniger Gleichgewichts- und Schwindelattacken. Meine Koordination und Konzentration haben sich verbessert," sagt sie. "Das Klettern ist für mich Physiotherapie mit Spaßfaktor."
Und wenn es dann auch noch von der Kletterhalle raus in die Natur geht, gibt es für Petra Schneider und die anderen Mitglieder der Klettergruppe oft kein Halten mehr. Denn an richtigen Felsen zu klettern, ist noch einmal eine ganz besondere Herausforderung.
Sport in der Natur – darauf legt das Programm von VisionOutdoor e.V. ebenfalls seinen Fokus. Der Verein aus Kassel möchte vor allem blinden und sehbehinderten Menschen verschieden Natursportangebote ermöglichen – seien es Kanufahrten oder Wander- und Klettertouren. Besondere sportliche Fähigkeiten sind dafür in der Regel nicht notwendig. Der Spaß am Naturerlebnis reicht grundsätzlich aus.
Wenn blinde und sehbehinderte Reiselustige aber noch mehr Wert auf Kultur legen und vor allem Land und Leute kennenlernen möchten, können sie beispielsweise auch mit Tour de Sens auf Reisen gehen. Das Programm ist speziell auf die verschiedenen Sinne ausgerichtet und explizit inklusiv gestaltet. Denn sehende Reisegäste sollen sich ebenfalls angesprochen fühlen. Während der Touren unterstützen sie als Begleitung die blinden und sehbehinderten Reisenden bei der Orientierung. Wie genau das in der Praxis abläuft, erklärt Laura Kutter von Tour de Sens im Interview mit REHACARE.de.
Ob Stadt und Kultur oder Natur pur – die Angebote für Menschen mit ganz unterschiedlichen Behinderungen werden immer vielfältiger. Die Dachverband Naturfreunde Internationale (NFI) hat beispielsweise die Broschüre "Barrierefreier Tourismus für alle" (PDF) herausgegeben. Zehn Beispiele aus Europa veranschaulichen hier, wie man Naturtourismus barrierefrei gestalten kann. Auf dem Online-Portal travelable.info finden wiederum vor allem Städtereisende Vorschläge für barrierefreie Tagestouren durch verschiedene deutsche Städte. Wie diese entstehen, erzählt Projektleiter Timo Hermann im Interview mit REHACARE.de.