Oder nehmen wir an, jemand hat unsere Tasse mit Henkel ausgewählt, aber stellt fest, dass der Henkel für die persönlichen Voraussetzungen nicht optimal ist. Dann geht diese Person mit der SD-Karte an den Computer und wir verändern den Griff nach den jeweiligen Wünschen. Anschließend kann der Druck wieder eigenhändig gestartet werden.
Manchmal kommen auch Menschen zu uns, die schon ein Produkt im Kopf haben, das es bei uns aber so noch nicht gibt. Dann schauen wir in internationalen Datenbanken, wie beispielsweise thingiverse, nach, ob jemand anderes diese Idee schon einmal umgesetzt hat und ob es diese bei thingiverse als Datei gibt. Ist das der Fall, laden wir sie auf unsere SD-Karte und können diese dann drucken.
Was aber auch möglich ist: Wer eine komplett eigenständige Idee und relativ gute Computerfähigkeiten hat, bekommt von uns eine Einweisung ins Programm und bei Bedarf auch Assistenz bei der digitalen Entwicklung. Nachdem das Produkt am Computer erstellt wurde, kann es wie gehabt zum Druck gehen.
Wichtig ist uns, dass alle Schritte möglichst eigenständig erfolgen – je nach eigenen Möglichkeiten alleine oder mit Assistenz.
Welche Hilfsmittel sind im Rahmen von SELFMADE bereits produziert worden?
Bosse: Die Produkte drehen sich bei uns vor allem um die Teilhabe am Arbeitsleben, Alltag und Freizeit, wobei wir grundsätzlich für alle tollen Ideen offen sind. Inzwischen gibt es aber 20 Produkte, die sich bereits im Alltagstest gut bewährt haben. Das sind beispielsweise Verlängerungen für Wasserhähne (für Rollstuhlfahrer, wenn Waschbecken nicht unterfahrbar sind), eine Handyhalterung für Rollstühle, Dosenöffner oder unser sehr beliebter Trinkbecher mit Griffen für Getränkeautomaten. Außerdem gibt es einen kleinen Ball, den man zur besseren Handhabung auf den Joystick eines elektronischen Rollstuhls stecken kann.
Für einen jungen Gamer haben wir aber auch schon Verdickungen für seinen Gamecontroller gedruckt. Außerdem konstruieren wir derzeit eine Gitarrenhand für einen Jungen, damit er künftig mit einem Plektrum Gitarre spielen kann. Einige der Konstruktionsschritte haben er und seine Eltern selbst am Computer mitgestaltet. Weil es aber eine recht komplexe Konstruktion ist, treffen wir uns demnächst mit der Familie und mit Maschinenbauspezialisten, um die optimale Lösung zu finden.
Sie waren mit SELFMADE auch beim HelpCamps BarCamp im Dezember. Inwiefern sind solche Veranstaltungen wichtig für das Projekt?
Bosse: Die Maker-Szene zeichnet sich vor allem durch Austausch, große Offenheit und technischen Sachverstand aus. Das macht solche Veranstaltungen so spannend. Es ist ein Ideenpool: Es sprudelt dort nur so vor Ideen, wenn man gemeinsam Dinge ausprobiert oder sich austauscht, was möglich ist. Wie offen die Maker-Szene für Kooperationen, Zusammenarbeit und Vernetzung ist, konnte man im letzten Jahr ja auch auf der REHACARE sehen, wo verschiedene Projekte gemeinsam an einem Stand vertreten waren. Am Ende haben einfach alle Lust, das Thema voranzutreiben und ihre Ideen mit anderen zu teilen.