Inwiefern kann und wird der 3D-Druck künftig also die Entwicklung von Hilfsmitteln beeinflussen oder gar verändern? "Noch ist der 3D-Druck eher eine Nische", sagt Bosse. Er berichtet von einer Dortmunder Firma, die auf Kinderrollstühle spezialisiert ist und das Druckverfahren selbst für die interne Entwicklung von Prototypen nutzt. Auch auf diese Art könne die Branche seiner Meinung nach künftig profitieren. Ansonsten sieht Bosse das Potential vor allem in den kleineren Lösungen wie individuell angepassten Schlägern für eine Rollstuhl-Hockey-Mannschaft. "Ich denke, dass 3D-Druck eher eine wertvolle Ergänzung sein kann, als dass es den Hilfsmittelmarkt grundsätzlich revolutionieren wird."
Den großen Vorteil der Individualisierung sieht auch Hengst: "Ohne viel Aufwand können an Produkten Veränderungen durchgeführt werden – sei es die Position eines Haltegriffs oder die Größe eines Hilfsmittels, die angepasst werden kann." Außerdem verweist Hengst darauf, dass sowohl Druckqualität als auch Geschwindigkeit und Handhabbarkeit der Geräte noch nicht ausgereift sind: "Schreitet die Entwicklung der Geräte weiter fort, wird mit Verbesserung der Usability sicher auch deren Verbreitung und Akzeptanz weiter steigen."
Auch Beinke ist der Meinung, dass durch den 3D-Druck und den Informationsaustausch im Internet generell ganz neue Möglichkeiten entstehen: "Möchte ich eine Einhand-Lesehilfe, einen Getränkehalter oder eine 3D-Straßenkarte für sehbehinderte Menschen, dann werde ich ausschließlich online fündig." Wenn Menschen die für sie relevanten Dateien und Bauanweisungen sogar auf seinem Portal MakersHelpCare.de finden sollten, wäre für Beinke schon viel erreicht, da er somit "Teil einer neuen, deutschen großartigen Do-It-Yourself-Szene" sei.
Ob Handprothesen für Kinder, Einlegesohlen für Menschen mit Diabetes oder Verdickungen für Game-Controller – die Einsatzmöglichkeiten von 3D-Druck sind so vielfältig wie es die Menschen und ihre individuellen Bedürfnisse sind. Und vielleicht können kleinere und größere Alltagshelfer aus dem 3D-Drucker über kurz oder lang nicht nur Berührungsängste gegenüber Menschen mit Behinderung abbauen, sondern ihnen auch ermöglichen, noch selbstbestimmter am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben.