Ihren großen Gaming-Auftritt hatten Sie auf der gamescom 2016, als sie gegen Sep (Sebastian Lenßen) vom Gaming-Kollektiv PietSmiet angetreten sind. Wie kam dieses Duell, das Ihnen viel mediale Aufmerksamkeit eingebracht hat, zustande?
Winkens: Das kam durch das Projekt "Neue Nähe" der Aktion Mensch zustande. Durch meinen Controller war das Thema Gaming interessant geworden. Dabei kam die Idee auf, während der gamescom gegen Sep anzutreten.
Sie sind gegen ihn im damals aktuellen Formel 1-Spiel auf Zeitjagd gegangen. Nicht gerade das einfachste Spiel, wenn man es nicht mit dem Standard-Controller spielt, oder?
Winkens: Vom Genre her fahr ich gerne Rennen. Aber mehr im Arcade-Stil, also eher die Need for Speed-Reihe oder Dirt. Das sind natürlich Spiele, wo es nicht so auf die Genauigkeit beim Fahren ankommt. Formel 1 ist ja schon eher ein Renn-Simulator.
Aber Sie haben dem "Profi" immerhin auf einer Runde vier Sekunden abgenommen. Dafür gab es dieses Jahr in Köln die Revanche in Rocket League. Diese Runde ging an Sep. Gibt es denn schon einen Termin für die Revanche von der Revanche 2018?
Winkens: Also das Bestreben von Sep ist auf jeden Fall da. Noch steht aber kein fester Termin im Raum. Aber ich werde in jedem Fall auch nachhaken.
Wieviel liegt Ihnen denn daran, auf das Thema Barrierefreiheit aufmerksam zu machen?
Winkens: Enorm viel. Wir sind von der Anzahl her noch kleiner als die anderen. Aber wir werden immer mehr. Das Interesse von Menschen mit Behinderung am Zocken ist in jedem Fall groß. Ich selbst versuche, zu schauen, wo ich helfen kann. Ich gebe Anfängern mit dem QuadStick beispielsweise Hilfestellungen. Generell ist die gegenseitige Hilfe in der Community sehr groß. Ich suche allerdings auch nach alternativen Controllern und nach Erweiterungen für den QuadStick. Viele versuchen außerdem privat Kontakte zu Herstellern aufzubauen. Wir sind noch keine so große und bekannte Community, um öffentlich Druck machen zu können. Aber wenn man mit den Entwicklern erst einmal ins Gespräch kommt, sind sie meist sehr interessiert und gar nicht mal so abgeneigt, Änderungen für mehr Barrierefreiheit vorzunehmen.
Es hat sich also schon etwas getan in der Branche. Aber was müsste noch geschehen, um mehr Menschen das Gaming zu ermöglichen?
Winkens: Ich bin auf der letzten gamescom mit einem Start-Up-Unternehmen in Kontakt gekommen, nachdem ich bei den großen Herstellern wie Sony und Nintendo keinen Termin bekommen habe. Es tut sich auf jeden Fall etwas. Aber was konkret, darf ich noch nicht sagen. Ich habe letztens auch für einen Beta-Test für ein kleines Spiel Auskunft zum Thema Barrierefreiheit gegeben. Auch wenn die Fragen noch allgemein gehalten waren, tut sich da durchaus etwas. Es kommen generell immer mehr Fragen zum Thema Gaming auf. Zuletzt hat sich auch die Maker-Szene, beispielsweise im Zuge des Barcamps von HelpCamps (siehe Nachgefragt: HelpCamps) dafür interessiert. Der 3D-Druck bietet ja viele neue Möglichkeiten.
Generell wäre es wünschenswert, wenn die großen Hersteller dem Thema mehr Aufmerksamkeit schenken würden und beispielsweise auch Controller von Drittanbietern für Sonderlösungen zuließen. Die PlayStation fragt bei meinem QuadStick alle zehn Minuten, ob es sich um den Original-Controller handelt. Das führt natürlich zu ständigen Spielunterbrechungen, wenn man jedes Mal bestätigen muss, dass alles korrekt ist.
"Normale" Konsolenspiele sind ja schon schwierig, was die Barrierefreiheit angeht. Aber wie stehen Sie denn zum Trend der Virtual-Reality-Spiele mit VR-Brille?
Winkens: Man kann damit natürlich noch intensiver in andere Welten eintauchen. Der Gedanke an sich hat schon was. Ich habe es selbst bereits getestet, auch wenn ich meinen QuadStick nicht anschließen konnte. Mit der VR-Brille ist die Reichweite bei mir natürlich eingeschränkt. Wenn man sich ohne herkömmlichen Controller im Raum bewegen können muss, sind viele Spiele dadurch natürlich nicht spielbar.
Für Menschen mit Behinderung hätte die Augmented Reality mit HoloLens mehr Potenzial. Die Steuerung könnte mittels Sprache erfolgen oder über einen Extra-Taster. Da der "Bildschirm" ins eigene Blickfeld integriert wird, besteht keine Gefahr unabsichtlich gegen andere Personen oder Gegenstände im Raum zu stoßen.