Von ihrem Arbeitgeber fühlt Böcher sich umfassend akzeptiert und unterstützt. Ihre bayerische Landeskirche sei da sehr offen gewesen. "Noch vor einigen Jahren war das in Deutschland anders", weiß Böcher. "In Berlin gibt es zum Beispiel eine Theologin, die man nicht so aufgenommen hat, obwohl sie dieselbe Ausbildung hat wie ich." Es sei daher sehr viel wert und unabdingbar, dass der Arbeitgeber offen ist und sagt: "Klar können wir uns das vorstellen." Bei Böcher war das der Fall.
Felizitas Böcher und David Völzmann sind natürlich nur zwei Beispiele. Aber sie zeigen, dass Teilhabe auf dem ersten Arbeitsmarkt funktionieren kann.
Auch wenn Völzmanns jetziger Chef einst der Lehrling seines Vaters war, waren die anderen Bewerbungen des Norddeutschen nicht aussichtslos. "Mich hat positiv bestärkt, dass noch zwei andere Tischlereien bereit gewesen wären, mich als Azubi aufzunehmen – auch mit meiner körperlichen Einschränkung." Daher empfiehlt Völzmann, es auf jeden Fall zu versuchen und dabei auch ein wenig Geduld mitzubringen. Es muss eben immer von beiden Seiten passen. "Nicht nur der Arbeitgeber muss mitspielen, auch man selbst muss kooperativ sein", weiß der angehende Tischler. "Man kann jetzt nicht erwarten, dass alle anderen einem alles zu Füßen legen. Dafür ist es dann eben doch der 'normale' Arbeitsmarkt, sag ich immer." Nur zurückzustecken könne aber auch nicht die Option sein. Es müsse sich eben die Waage halten, es gelte das Mittelmaß zu finden.
Ähnliche Ratschläge würde auch Felizitas Böcher jungen Menschen mit Behinderung geben, die auf den ersten Arbeitsmarkt wollen: "Lasst euch nicht abhalten! Was ihr versucht, kann klappen. Was ihr nicht versucht, wird garantiert nichts!" Die Pfarrerin rät außerdem vor allem zu Geduld – mit sich selbst, wenn es nicht direkt klappen sollte, und mit anderen. "Menschen ohne eure Behinderung können sich unmöglich damit auskennen. Ihr müsst sie aufklären, oft auch mehrmals. Ihr seid eure eigenen Experten – über euch wisst nur ihr selbst Bescheid", sagt Böcher. "Und sollte einmal doch etwas nicht klappen: Gebt euch nicht auf! Ihr seid wertvoll – nicht wegen eurem Erfolg, sondern weil ihr ihr selbst seid!"