Dass von der richtigen Software sowohl blinde, sehbehinderte als auch sehende Arbeitnehmende profitieren können, zeigt das Unternehmen Dräger & Lienert GbR. Mit seinem breiten Portfolio an inklusiver Software für die verschiedensten Einsatzbereiche ist die Marburger Firma sogar international gefragt. Der Vertrieb erfolgt über die Firma U-R-Able in Kanada: Inzwischen arbeiten sowohl blinde Informatiker in Kanada als auch blinde Juristen in Australien, den USA und Kanada mit den Produkten von Dräger & Lienert.
In Deutschland versuchen Hansjörg Lienert und sein Team außerdem, Softwarefirmen zu motivieren, barrierefrei zu programmieren: "Weil wenn eine Software barrierefrei ist, ist die Hürde wesentlich kleiner. Dann können Sie im Grunde direkt eine Braille-Zeile anschließen, einen Screenreader, und damit kann ein blinder Mensch arbeiten", sagt Lienert.
Wenn eine Kommune zum Beispiel Software anschafft, rät Lienert ihnen, vertraglich zu regeln, dass das System nicht nur barrierefrei sein muss, sondern auch von Anwender*innen und Expert*innen auf Herz und Nieren getestet werden soll. "Dann sagen aber manche Softwarefirmen, dass sie das mehr kosten würde. Das stimmt, doch dadurch haben sie die Chance Ausschreibungen zu gewinnen", räumt Lienert ein. "Denn perspektivisch werden Firmen, die nicht barrierefrei programmieren, rausfliegen. Das ist eine Frage der Nachhaltigkeit: Wie weit denkt man in die Zukunft? Damit wird quasi Druck auf den Markt ausgeübt – aber aus meiner Sicht ein positiver Druck." Wie genau Hansjörg Lienert einen Arbeitsplatz überhaupt barrierefrei ausstattet und welche Vorteile inklusive Software am Arbeitsplatz – auch für Kolleg*innen ohne Behinderung – bringt, erfahren Sie im Interview auf REHACARE.de.
Fakt ist in jedem Fall, dass berufliche Teilhabe laut UN-Behindertenrechtskonvention ein wesentlicher Bestandteil von Inklusion – und somit ein Menschenrecht – ist. Spezielle Hilfsmittel oder die individuelle Anpassung des Arbeitsplatzes können dazu beitragen. Und davon profitieren am Ende alle: Die Arbeitnehmer*innen können ihren Beruf selbstbestimmt und ohne Barrieren ausüben und die Unternehmen behalten oder gewinnen qualifizierte und motivierte Fachkräfte.