Inklusion Muss Laut Sein, stellt auch sogenannte Festival-BUDDIES zur Verfügung. Können Sie kurz erklären was es damit auf sich hat?
Paustian: Die Festival-BUDDIES gibt es in zwei Arten: Es gibt sie als Festival-Crew, das heißt vor Ort sind feste Ansprechpartner und Helfer – für den Fall, dass Not am Mann ist – und es gibt die begleitenden BUDDIES. Diese reisen mit zum Festival an, helfen beim Aufbau von Zelten und so weiter und reisen gemeinsam mit ihrem Teampartner wieder ab. Wichtig an den BUDDIES ist, dass sie die gleichen Interessen haben. So würde jemand, der Metal hört, nie einen Schlagerfan begleiten und umgekehrt. Denn – und das ist wichtig: Eine Begleitung ist keine Bittstellungsleistung, sondern Freunde begleiten Freunde.
BUDDIE kann jeder werden. Aber für NutzerInnen mit einem Assistenzbedarf oder Hilfsbedarf in der Pflege halten wir immer BUDDIES bereit, die genau auf diese Bedürfnisse zugeschnitten sind, also Kenntnisse und eine Ausbildung in der Pflege haben.
Alle in Ihrem Team – auch die BUDDIES (immerhin 1.700, die europaweit unterwegs sind) – arbeiten ehrenamtlich. Was verbindet Sie allesamt miteinander?
Paustian: Eigentlich würde hier ein Wort genügen. Uns alle verbindet die Leidenschaft. Die Leidenschaft zur Musik oder zur Kultur, die Leidenschaft etwas bewegen zu wollen, zu helfen oder einfach Zeit zu spenden. Wir arbeiten alle gratis, aber niemals umsonst. So sind viele ehrenamtliche Helfer mit Behinderung unterwegs und testen Festivals und Locations, geben Tipps, machen Bilder und zeigen Schwachstellen auf – und das ist es, was uns verbindet. Wir sind ein großer Haufen von Menschen, die so sind, wie sie sind.
Was war Ihre wildeste/verrückteste Erfahrung bei einer Veranstaltung, egal ob aus mangelnder Barrierefreiehit oder dem ganz normalen Festival-Wahnsinn?
Paustian: Da hat sich in 25 Jahren eine Menge angesammelt! Vom Kaffee zusammen mit Doro (Pesch; gilt als deutsche Queen of Metal; Anm. d. Red.), dem Hereinplatzen in eine Pressekonferenz von Blind Guardian oder "Klönen" (Norddeutsch für gemütliches Plaudern; Anm. d. Red.) mit InExtremo.
Zu den schönsten Erfahrungen in all der Zeit zählt für mich der Umstand, dass ich eine Menge Menschen kennenlernen darf. Toll sind Momente, wenn Teilhabe gelingt – trotz Schwierigkeiten. So hatten wir 2016 auf dem W:O:A eine Liegendbegleitung im Rollstuhl mit Beatmungsgerät. Mit 18 Helfern haben wir einen Besucher zum Auftritt von Blind Guardian vor die Bühne gebracht und das bei Matsch, der knöcheltief war! Ein toller Moment für alle!
Wer mehr erfahren will – die ein oder andere Geschichte zusätzlich hören will – der trifft mich ja auf den verschiedensten Festivals und Veranstaltungen an.