„Gone for a Walk“ steht auf dem Zettel, der auf dem leeren Sitz des Rollstuhls liegt. Das ist kein schlechter Scherz: Lea Habekost, die den „Rolli“ sonst nutzt, hat sich tatsächlich zu einem kleinen Spaziergang aufgemacht – und das, obwohl sie ab dem zehnten Brustwirbel gelähmt ist. Dafür nutzt die 24-Jährige ein Exoskelett, das sie nicht nur aufrichten, sondern ihr auch das Gehen ermöglichen kann:. „Ein anerkanntes Hilfsmittel, das die Krankenkassen finanzieren, wenn die medizinischen Voraussetzungen erfüllt sind“, sagt Andreas Bolte von der Herstellerfirma Lifeward (Halle 4 / A03). Wer es nutzt, muss damit einige Wochen trainieren – dann aber kann er seinen Gesprächspartnern auf Augenhöhe begegnen und bis zu vier Stunden mit dem Exoskelett laufen. So lange hält der Akku. „Ich fühle mich wieder gesehen und gehe nicht in der Menge unter wie zu der Zeit, als ich noch mit dem Rollstuhl unterwegs war“, erzählt Lea Habekost.
Wie solche Exoskelette Menschen helfen, in ihrem Beruf weiter arbeiten zu können, das zeigte der EXO Park des Fraunhofer-Instituts für Produktionstechnik und Automatisierung (IPA) in Halle 1 / Stand G17 der REHACARE 2024. „Es geht darum, Mitarbeitende in den Bereichen Rehabilitation und Pflege zu entlasten“, erläutert Abteilungsleiter Dr. Urs Schneider. Die Möglichkeiten, beispielsweise rückengerecht zu heben, wurden an dem Gemeinschaftsstand mit Exoskelettherstellern demonstriert.
Menschen entlasten – und beweglich machen
Entlastung ist auch ein wichtiges Thema der United Robotics Group: Das Unternehmen stellt mit „Robert“ einen Roboter vor, der als Therapiegerät in der Rehabilitation eingesetzt werden kann (Halle 1 / A51). „Er kann an das Bett der Patienten herangefahren werden und unterstützt diese beispielsweise bei Übungen, die die Muskeln stimulieren. Sie können dafür im Training gegen den Roboter arbeiten – ohne dass der Therapeut sich körperlich einsetzen muss“, erklärt Senior Sales Manager Chris Dunker.
Die Düsseldorfer Firma CUREosity (Halle 6 / D25) will ebenfalls Menschen wieder beweglicher machen und geht dafür einen anderen, digitalen Weg: Die Patienten bekommen eine VR-Brille aufgesetzt und tauchen ab in eine virtuelle Realität, in der sie beispielsweise Früchte von Bäumen pflücken und dabei fast nebenbei bestimmte Bewegungen üben. „Der spielerische Ansatz wirkt motivierend. Und die Patienten bekommen Rückmeldungen zu ihren Erfolgen“, so Laura Teichmann von CUREosity. Im Therapieplan kann individuell festgelegt werden, wie intensiv und anstrengend das Training für den jeweiligen Patienten ausfallen soll. In mehr als 100 Kliniken und Praxen in 24 Ländern wird das virtuelle Training laut Laura Teichmann inzwischen etwa bei der Rehabilitation nach Schlaganfällen oder Verletzungen eingesetzt.
Eine andere Art von Mobilität hat Sunrise Medical (Halle 6 / C07) im Blick: Produktmanager Michael Kroener kurvte elegant mit einem kleinen Rollstuhl durch die Hallen der REHACARE 2024, dessen leichtes Zuggerät die Form eines Cityrollers hat: der Empulse F35. „Damit habe ich einen sehr kleinen Wendekreis und komme gut durchs Gedränge“, hebt Kroener hervor - er kann sich mit seinem Rollstuhl quasi auf der Stelle im Kreis drehen. Bis zu 15 Kilometer pro Stunde fährt das Zuggerät, das an alle Rollstühle angepasst werden kann und abnehmbar ist. „Ich nutze es draußen auf Pflastersteinen, kann aber auch gut drinnen damit über Teppiche fahren“, sagt der Mann, der seit mehr als 30 Jahren im Rollstuhl sitzt.
Richtig sitzen, Schmerzen nehmen
Und weil das richtige Sitzen im Rollstuhl ein Problem sein kann, hat die Firma Invacare (Halle 6 / C14) eine Rückenschale entwickelt, die individuell an den Rumpf desjenigen angepasst werden kann, der sie nutzt. „Das übernehmen Sanitätshäuser vor Ort“, erklärt Claudia Wels von Invacare. „So können Menschen in Lagerungsrollstühlen eine druckentlastende Position einnehmen, die Schmerzen verhindern hilft.“
Der „Exopulse Suit“ des Medizintechnik-Unternehmens Ottobock (Halle 6 / C 30) wurde ebenfalls konzipiert, um Schmerzen zu nehmen – und Spastiken zu reduzieren. „Über ein neu entwickeltes Elektrodenkonzept werden die Nerven stimuliert“, erläutert Alexander Hardt von Ottobock. Für Anwender Ayleen Walter fühlt sich das an „wie eine Wellness-Session“. Sie trägt den Suit eine Stunde, spürt den Effekt aber nach eigenen Worten bis zu 48 Stunden. „Das System lässt sich über eine App steuern, die Stimulation kann je nach Bedarf stärker oder schwächer eingestellt werden“, sagt Alexander Hardt.
Stylishe Unterstützung
Wer Unterstützung braucht, kann dennoch elegant und stylish unterwegs sein: Wie das geht, zeigten Ulrike Mann mit ihrem CityCaddy (Halle 1 / D14) und gleich am Nachbarstand Ulrike Vollmoeller mit Frida Lüh mit „Iris & Fred“ (Halle 1 / D 16): Der schick designte CityCaddy ist Einkaufs- und Gehhilfe zugleich, ohne wie ein „klassischer“ Rollator zu wirken. Für diejenigen, die elegante Blusen oder Hemden lieben, aber etwa aufgrund von Erkrankungen wie Multiple Sklerose Schwierigkeiten mit dem Zuknöpfen haben, gibt’s eine unsichtbare modische Lösung: „Iris & Fred“ haben Magnete in die Knopfleiste genäht und eine Jacke entwickelt, die sich ebenfalls mithilfe von Magneten flugs in einen Pullover verwandeln lässt.
Über die REHACARE
Die REHACARE ist die führende Plattform für Menschen mit besonderen Herausforderungen sowie deren Familien, Betreuer, Fachleute und Unternehmen aus der Hilfsmittelbranche. Jedes Jahr kommen Expertinnen und Experten aus dem Sanitätsfachhandel, medizinische Fachkräfte sowie Besucherinnen und Besucher aus Europa und Übersee in Düsseldorf zusammen, um die neuesten Entwicklungen und Trends im Bereich der Mobilität, der barrierefreien Wohn- und Arbeitsgestaltung, inklusiven Freizeitmöglichkeiten sowie Hilfsmittel und Technologien für Menschen mit Behinderungen zu präsentieren und zu erleben. Auch Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie politische Entscheidungs- und Kostenträger sind hier vertreten. Darüber hinaus bieten die zahlreichen Fachforen Raum für politischen und gesellschaftlichen Diskurs. Die REHACARE wird seit 1977 von der Messe Düsseldorf organisiert. Im Jahr 2024 nahmen über 950 Ausstellende aus 40 Ländern und 44.000 Besucherinnen und Besucher aus 85 Ländern teil.
Photomaterial zum Innovationsrundgang finden Sie unter folgenden Link: https://medianet.messe-duesseldorf.de/press/rehacare/main
Weitere Informationen zur Rehacare 2024, einschließlich des Aussteller- und Veranstaltungsprogramms, gibt es auf der offiziellen Website der Messe: www.rehacare.de
Pressekontakt:
Monika Kühnhenrich-Jacoby
Tel. +49 (0) 211/4560-620
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