Die Digitalisierung wird die Arbeitswelt in den nächsten Jahrzehnten grundlegend verändern. Gefährdet diese Entwicklung die Arbeitsplätze von Menschen mit Behinderung oder eröffnet sie der Inklusion neue Chancen? Antworten auf diese Fragen geben bei der REHACARE 2019 vom 18. bis 21. September die Landschaftsverbände Rheinland (LVR) und Westfalen-Lippe (LWL) auf ihrem Gemeinschaftsstand im „Themenpark Menschen mit Behinderung und Beruf“ in der Messehalle 6.
Live im Einsatz: Drei digitale Assistenzsysteme
Der Technische Beratungsdienst der Integrationsämter von LVR und LWL präsentiert beispielhaft drei digitale Systeme im Einsatz, die auf die Bedürfnisse und Fähigkeiten von Betroffenen zugeschnitten sind, darunter eine Mensch-Roboter-Kollaboration (MRK). „Dabei überstützt ein Roboterarm den Mitarbeiter bei der Montage eines Werkstücks“, erklärt Petra Wallmann vom Inklusionsamt Arbeit des LWL: „Die Demonstration macht deutlich, wie der Roboter kooperiert und Aufgaben übernimmt, die Menschen mit körperlichen, aber auch mit kognitiven und psychischen Einschränkungen ohne diese Assistenz nicht durchführen können.“
Ein weiterer digital unterstützter Arbeitsplatz zeigt, wie Arbeitsprozesse bei Montage und Verpackung durch intelligente Bildverarbeitung abgesichert werden können, um dem Nutzer ein hohes an Maß an Sicherheit und Eigenständigkeit zu bieten. Die Montageschritte werden von einem Kamerasystem registriert und in Echtzeit mit der Sollvorgabe abgeglichen, Montagefehler und Lösungen zur Fehlerkorrektur auf einem Bildschirm angezeigt.
Das dritte Assistenzsystem hilft dabei, Arbeitsschritte bei Montage, Instandsetzung oder Wartung visuell zu erfassen und das Arbeitstempo individuell zu gestalten. Der Mitarbeiter wird durch die Projektion von Lichtsystemen auf das Werkstück angeleitet. Jeder Schritt muss bestätigt werden, erst dann wird der nächste angezeigt.
Einen Überblick über die aktuellen strategischen und technologischen Umbrüche, in Kurzform als Industrie 4.0 bezeichnet, bietet am 19. September um 11.00 Uhr ein Vortrag im Treffpunkt REHACARE in der Halle 6. Unter dem Titel „Robotik, Digitalisierung, Industrie 4.0, Inklusion, geht das?" werden die Auswirkungen der neuen industriellen Revolution auf den Arbeitsmarkt und die damit verbundenen Chancen für die Inklusion von Menschen Behinderung beschrieben.
Beratung für den Einzelfall
Für die persönliche Beratung stehen die Experten der Landschaftsverbände auf der Round-Table-Fläche des Themenparks zur Verfügung. Inklusionsexpertin Wallmann weiß, mit welchen Fragen die Besucher auf den Gemeinschaftsstand von LVR und LWL kommen. Es geht häufig darum, dass ein Arbeitsplatz nicht ausreichend für einen Menschen mit Behinderung ausgestattet ist. In solchen Fällen können die Integrationsfachdienste (IFD) der Landschaftsverbände unterstützen. Sie beraten Unternehmen, die für ihre Mitarbeiter nach Lösungen suchen, zum behindertengerechten Umbau und zu finanziellen Förderungen. „Die Beratung wird meistens als sehr hilfreich empfunden, denn es geht ja darum, dass der jeweilige Mitarbeiter im Unternehmen bleiben kann“, so Petra Wallmann.
Hilfe für Schüler
Rat und Hilfe bekommen auch Schülerinnen und Schüler, die Förderschulen besucht haben und in den allgemeinen Arbeitsmarkt einsteigen möchten. Das haben nach dem Schuljahr 2017/18 laut Petra Wallmann rund 2500 Förderschüler allein aus Westfalen-Lippe geschafft. Unterstützend wirkt hier „KAoA-STAR / Kein Abschluss ohne Anschluss – Schule trifft Arbeitswelt“, ein Angebot der Beruflichen Orientierung für Schülerinnen und Schüler mit Behinderung in NRW. Mit vereinten Kräften aller beteiligten Akteure sollen dabei Fähigkeiten und Potenziale von Jugendlichen mit Behinderung frühzeitig entdeckt und realistische Einblicke in die Arbeitswelt ermöglicht werden. Wer mehr über KAoA-STAR wissen möchte: Am 21. September gibt es dazu von 14.00 bis 14.45 Uhr im Treffpunkt REHACARE einen Vortrag für Eltern und angehende Azubis.
Die Berater von LVR und LWL stehen auch mit Tipps zur Seite, wenn es um den Übergang aus einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung in den regulären Arbeitsmarkt geht. Dies kann zum Beispiel mithilfe von Qualifizierungsangeboten wie Job-Coaching gelingen. Schwerbehinderte Menschen und Arbeitgeber können sich über begleitende Hilfen und Förderungen informieren.
Weitere Informationen im „Themenpark Menschen mit Behinderung und Beruf“
LVR: Halle/Stand 6/G 26
LWL: Halle/Stand 6/F 25
Über die REHACARE Düsseldorf
Die REHACARE ist die weltweit führende Fachmesse für Rehabilitation und Pflege. Sie bietet alljährlich im Herbst im Düsseldorfer Messegelände einen repräsentativen Überblick über Hilfen und Wissen für ein selbstbestimmtes Leben. Die Fachmesse ist mittwochs bis freitags von 10.00 bis 18.00 Uhr geöffnet, am Samstag von 10.00 bis 17.00 Uhr. Eintrittskarten sind im Online-Ticketshop erhältlich. Weitere Informationen: www.rehacare.de
Düsseldorf, 23. Juli 2019