Frau Gedik, was hat Sie inspiriert, Mode für kleinwüchsige Menschen zu designen?
Sema Gedik: Die größte Inspiration hierfür ist meine kleinwüchsige Cousine, Funda ist ihr Name. Sie liebt schöne Kleider. Unsere Gespräche über Mode und die Probleme, hübsche, modische Sachen zu bekommen, haben mir auf jeden Fall entscheidende Impulse gegeben. In den USA sowie im skandinavischen Raum gibt es einzelne Ansätze. Ein Projekt jedoch, das meinem Umfang entspricht, ist mir nicht bekannt – leider. Denn ich leiste Pionierarbeit auf diesem Gebiet.
Welche Herausforderungen gab es am Anfang?
Gedik: Ich erinnere mich bei dieser Frage sofort an die Herstellung meines ersten Sakkos: Ich habe hierbei vielzählige Anproben gemacht. Aber auch die ersten Hosen, Hemden, Blusen, Jacken, die ich konstruiert habe, saßen überhaupt nicht. Das Wichtigste war, die Körperform zu verstehen. Ich musste mir Schnittfähigkeiten dieser Proportionen aneignen. Die besonderen Herausforderungen bei meiner Arbeit sind die verkürzten Arme und Beine, der verhältnismäßig große Gesäßumfang, ausgeprägten Waden, Knie und häufig auch Hohlkreuze. Das macht die Schnittführung kompliziert.
Wie sehen Ihre nächsten Schritte aus?
Gedik: Ich träume davon, dass mein Projekt weiter wächst und sich auch betriebswirtschaftlich prächtig fortentwickelt. Ich möchte in den nächsten ein bis zwei Jahren professionell hergestellte Kleidung für meine Zielgruppe auf den Markt bringen und allen Menschen jenseits der Normgrößen in Zukunft endlich die Chance geben, Mode von der Stange zu kaufen, die passt. Ich träume von einem Rundum-sorglos-Angebot. Nicht nur die üblichen Outfits, sondern auch Schuhe, Handschuhe, Strumpfhosen und Brautkleider. Mein kurzfristiges Ziel ist die Erstellung der weltweit ersten Konfektionsgrößentabelle für Menschen mit Kleinwuchs. Dafür vermesse ich im In- und Ausland kleinwüchsige Menschen. Für eine langfristig positive Weiterentwicklung von Auf Augenhöhe wünsche ich mir außerdem interessierte Investoren, die sich an dem Projekt beteiligen möchten.