Was liegt Ihnen besonders am Herzen?
Anja Moerstedt: Natürlich meine Familie. Meine Kinder, mein Mann und meine allerliebste Freundin, die mich immer unterstützen und stützen, mich überall hinchauffieren und wenn ich krampfe, mir meine Wärmflasche bereit legen.
Dann mein absolutes Lieblingsthema: Sich gegen Rassismus und Diskriminierung wehren und bekämpfen. Gerichte müssen ihre Gesetze und Verhandlungen den eingeschränkten Menschen anpassen. Wenn man zum Beispiel als Zeuge geladen wird, wie bei einem erlebten Beispiel eines Übergriffes auf mich und meine Familie. Erst kommt man nicht in das Gebäude, trotz Ladung und Absprache. Dann werden die Diagnosen öffentlich verlesen und zu guter Letzt wird nicht genügend Zeit gegeben, um ausführlich auszusagen und zu berichten. Als behinderter Mensch wurde ich wie ein Täter behandelt. Der eigentliche Täter wurde aus Mangel an Beweisen entlassen. Trotz gerichtlich-medizinischer Begutachtung, Untersuchung und fachärztlichem Attest (auch für das Gericht, damit auf meine eingeschränkte Situation Rücksicht genommen wird). Wäre das Gericht besser auf die Situation meiner Behinderung eingegangen, wäre der Täter mit mindestens einer Geldstrafe belegt worden. Diese Richtlinien müssen sich zwingend ändern! In Berlin oder Frankfurt wäre er bestraft worden, nur in einer Kleinstadt ist die Akzeptanz 20 Jahre hinterher! Das ist ein Skandal und eine Ausgrenzung behinderter Menschen. Ich hätte noch viele weitere Themen, aber dazu reichen weder der Platz noch die Zeit.
Ich wäre gern einmal...
Anja Moerstedt: ...der Bundespräsident, damit ich genau diese passenden Gesetze verabschieden kann. Härtere Strafen für Diskriminierung, Ausgrenzung und Mobbing/Stalking. Dies ist längst überfällig und muss unmissverständlich ins Gleichgewicht gebracht werden.
Auf welche Fragen wünschen Sie sich eine Antwort?
Anja Moerstedt: Wann wird es endlich bezahlbare barrierefreie Wohnungen geben, damit ich mich nicht jeden Tag aus dem 1. Stock nach unten und wieder hinauf kämpfen muss? Warum haben selbst Genossenschaften die Preise derart angezogen, obwohl sie als gemeinnützig gelten? Warum wird in Genossenschaften meist nicht auf Menschen mit Einschränkungen und ihre besondere Wohnsituation eingegangen? Warum machen es sich einige Menschen so schwer mit Menschen, die nicht der Norm entsprechen. Wer gibt diese Norm vor? Warum werden Menschen mit Einschränkungen nicht genug geschützt?
Was ich noch sagen wollte...
Anja Moerstedt: Jeder hat nur dieses eine Leben und man sollte es bewusst leben! Es ist einfach tolerant zu sein, viel einfacher als intolerant!