Sie haben die Chance Bundesbehindertenbeauftragte zu werden. Was wäre Ihre erste Amtshandlung?
Cindy Klink: Da gäbe es einiges...
Als erstes würde ich mich dafür einsetzen, dass jedes öffentliche Gebäude barrierefrei ist. Denn immer häufiger muss ich feststellen, dass besonders kleine Kommunen nicht mal eine Rampe besitzen, mit deren Hilfe Rollstuhlfahrer oder sogar ältere Leute, die nicht mehr gut gehen können, das Rathaus besuchen können. Das ist eine öffentliche Einrichtung – da sollte so etwas fett auf der Fahne stehen.
Ebenso würde ich mich mehr dafür einsetzen, dass selbst nach einer Ausbildung einen mögliche Weiterbildung vom Staat finanziert wird. Denn ich muss immer wieder feststellen, dass häufig hörbehinderte Menschen für ihre Rechte kämpfen müssen, weil der Staat die Dolmetscherkosten nicht übernimmt, was für die Weiterbildung (Studium, Arbeitsplatzwechsel etc.) aber dringend notwendig ist. Die meist schlappe Begründung ist dann immer, man hätte eine Ausbildung und gut ist. Das ist schade.
Außerdem würde ich mich auch im Bereich der Kostenübernahme seitens der Sozialversicherung einsetzen. Manche benötigen Hilfsmittel, die sie aufgrund der hohen Kosten aus eigenen finanziellen Mitteln nicht decken können. Kostenübernahme wird meist aber mehr oder weniger abgelehnt. Ich bemerke dies häufig bei Hörgeräten. Alle vier bis sechse Jahre stehen mir und jedem Hörgeräteträger neue Hörgeräte zu und die Krankenkasse übernimmt nur die vollen Kosten von Kassengeräten. Möchte man ein besseres Gerät haben, weil man mit den Kassengeräten nicht sonderlich gut hören kann – wie es bei mir der Fall ist – so muss der Versicherungsnehmer mehr als die Hälfte selbst zahlen. Und je nachdem, was das für ein Hörgerät ist, kommt da schon eine große Summe zusammen. Neben diesen Kosten sind noch Batteriekosten et cetera selbst zu zahlen. Würde ich als fast gehörlose Person jetzt sagen, ich möchte ein Cochlear Implantat (CI), dessen Operation mehr als über zehntausende von Euro kostet, würde die Krankenkasse diese in voller Höhe übernehmen. Nicht nur die OP würde die Krankenkasse übernehmen, sondern noch sämtliche andere Sachen wie Ausstattung des CIs sowie die Batterien, die alle ein bis drei Tage gewechselt werden müssen. Eine Operation ist nicht einmalig, denn eine Prothese kann nicht ein Leben lang halten. Diese muss nach zehn bis fünfzehn Jahren wieder gewechselt werden. Kalkulatorisch gesagt ist – in meinen Augen – eine Operation teurer und riskanter als ein Hörgerät. Und ich finde es traurig, dass dies heutzutage so ausgenutzt wird.
Es gibt noch so viel in diesem Land, wofür man sich einsetzen müsste. Ich könnte noch ewig hier sitzen und schreiben.
Was liegt Ihnen besonders am Herzen?
Cindy Klink: Die gesellschaftliche Anschauung.
Vermehrt muss ich feststellen, dass Menschen nicht wissen, was es heißt, behindert zu sein. Sie wissen nicht, was es bedeutet, in der Gesellschaft benachteiligt zu sein. Als Hörgeschädigte muss ich es faustdick hinter den Ohren haben, denn nichts verstehen zu können, trennt mich von den Menschen. Und dessen sind sich viele nicht bewusst.
Auf welche Frage wünschen Sie sich gern eine Antwort?
Cindy Klink: Warum ist die Gesellschaft mit Vorurteilen behaftet?
Was ich noch sagen wollte...
Cindy Klink: Danke für das Interview!